Mittwoch, 29. Oktober 2008

Wir sind wieder legale Personen!

Heute haben Anna und ich endlich, nach mehr als 3 Wochen, unsere Pässe wiederbekommen. Ich war zwar die ganze Zeit legal hier, aber Anna lebt seit einem Monat illegal hier. Nun kann ich beruhigt nach Sarajevo fahren. Und morgen bekommen wir dann sogar unser Geld. Das waren die ersten zwei guten Dinge an diesem Tag.
Nach der Arbeit beschlossen wir dann noch einmal in die Schule zu gehen, um die Englischlehrerin zu treffen. Und tatsächlich gab es Schüler, die sich für uns interessierten. Und da Bar eine kleine Stadt ist kannten wir sie. Die Mädels fuhren uns nahmen uns damals auf unserem Weg zum Madonnakonzert mit ihrem Cabrio ein Stück mit. Deshalb sagte ich, dass ihr Auto sehr schön ist. Damit wir die Schönheit auch weiterhin genießen sollten, schlugen sie vor mit uns nach spontan Ulcinj zu fahren. Diese Stadt wollte ich schon seit einigen Wochen besichtigen aber leider kam immer irgendetwas dazwischen. Wie sich dann herausstellte handelte es sich um eine Besichtigungstour aus dem Auto, denn die Mädchen mussten wieder zur Schule zurück. Aber das was ich, auf der Hinterbank eingequetscht, sah, hat mich beeindruckt. In Ulcinj leben 90 % Albaner und hier beginnt der muslimische Kulturkreis, sodass ich viele Moscheen zu sehen bekam. Ich hoffe, dass ich noch dieses Jahr die Möglichkeit habe, die Stadt erkunden zu können. Eines der Mädchen war schon einmal in Deutschland und konnte damals den Hype der ersten Staffel „Deutschland sucht den Superstar“ miterleben. Wer war noch mal Nikolas? Ich kann mich nur noch an Grazia, Daniel Kübelböck und Alexander erinnern. Und was ist eigentlich aus Daniel geworden?
Nachdem wir wieder zurück waren, traffen wir uns mit einem Israeli, der am „International TV Festival“ in Bar teilnimmt. Morgen werden wir uns dann wahrscheinlich auch ein paar Filme angucken, die im „Hotel Princess“ gezeigt werden. Und wie gesagt, Bar ist eine kleine Stadt, denn eine Frau aus dem Yogakurs arbeitet als Rezeptionistin dort.
Ich denke, dass war es dann für diese Woche. Bis bald

Dienstag, 28. Oktober 2008

PS.:

Übrigens habe ich mich jetzt für ein Vaterpolopraktikum beworben. Ich hoffe wirklich, dass mir jemand antwortet. Jetzt heißt es ersteinmal abwarten

Sind wir nicht tolle Gastgeber?

Denn von Donnerstag bis Sonntag haben wir unsere Couch für „Couchsurfer“ zur Verfügung gestellt. Wenn man eine freie Couch hat und diese für Reisende bereitstellen möchte, kann man sich unter http://www.couchsurfing.com/ registrieren. Ich finde diese Idee sehr praktisch, denn so trifft man die unterschiedlichsten Leute aus den verschiedensten Ländern.
Anna bekam eine Anfrage für Donnerstag von Paul aus England, der für zwei Nächte in Bar bleiben wollte. Da wir hier noch nicht viele Leute kennen entschieden wir uns ihn aufzunehmen. So holten wir ihn dann vom „Hotel Princess“ ab und bereiteten eine köstliche Tütensuppe als Abendbrot zu. Ich bin wirklich neidisch, dass manche Menschen die Möglichkeit haben drei Monate am Stück zu reisen. Leider mussten wir am nächsten Tag arbeiten, sodass wir früh zu Bett gingen.
Am Freitag erklärten wir uns dann als Stadtführer für Paul bereit, die aufgrund mangelnder Sehenswürdigkeiten nach 20 Minuten beendet war.
Überraschenderweise bekam auch ich eine Anfrage über Couchsurfing, obwohl ich erst seit Mittwoch angemeldet bin. Da ich dachte, der nächste Couchsurfer würde erst am Samstag kommen machte ich mir nicht weiter Gedanken über die Unterkunft in unserer Wohnung. So war ich dann sehr überrascht, dass mich Ste am Freitagabend anrief und fragte ob er wir ihn abholen könnten. Da wir spontane Leute sind entschieden wir uns für einen weiteren Mitbewohner aus England.
Am Samstag buk uns Anna dann leckere Zimtschnecken zum Frühstück. Danke Anna! Nachdem wir Paul am Nachmittag verabschiedet hatten, trampten Ste, Anna und ich nach Petrovac. Dies ist ein kleines, niedliches Städtchen, das als Highlight einen Sandstrand zu bieten hat. Das wollten wir unbedingt ausnutzen und nahmen die Badesachen mit. Während uns ein Schwede, der allerdings die meiste Zeit in London lebt, aber in Montenegro geboren wurde, nach Petrovac fuhr, überholten wir Paul, der immer noch auf eine Mitfahrgelegenheit wartete. So hatten wir einen schönen Nachmittag am Meer und ließen den Abend mit einem leckeren Nudelgericht und Bier ausklingen. Dabei zeigte uns Ste seine Fotos von seiner Reise. Er ist ebenfalls schon seit drei Monate unterwegs und war schon in Polen, Rumänien, Ukraine, Albanien und im Kosovo. Die Fotos waren wirklich interessant, besonders die vom Kosovo. Ich hoffe, dass wir irgendwann Urlaub nehmen können, um dann ebenfalls viele Länder zu bereisen.
Am späten Sonntagnachmittag, nach einer heißen Schokolade in „Las Ramblas“ verabschiedeten wir dann auch Ste und wir bereiteten uns auf die nächste Arbeitswoche vor.
Am Samstag werde ich dann nach Sarajevo, Bosniens Hauptstadt, fahren. Dort findet ab Montag mein on-arrival training für den Freiwilligendienst statt, bei dem ich sicher eine Menge tolle Leute kennenlernen werde. Da ich auch etwas von der Stadt sehen möchte, verlasse ich Bar schon am Samstag und werde für zwei Tage bei der ehemaligen Freiwilligen aus Italien wohnen. Ich freue mich schon sehr, denn die Stadt soll sehr schön und sehenswert sein. Ich schreib euch dann. Hab euch lieb

Dienstag, 21. Oktober 2008

Ich wünschte es wär immer Wochenende...

Am Freitag fuhren Anna und ich nach der Arbeit mit dem Bus nach Herceg Novi um dort das Wochenende zu verbringen. Dieser „Kurzurlaub“ war schon lange geplant, denn es fand die Qualifikation für die „Euro League“ im Wasserpolo statt, die wir natürlich nicht verpassen konnten. Eigentlich sollten wir in Kotor in einem Appartement von Ivanas Schwester wohnen. Da hier aber vieles was gesagt wird mit einem „vielleicht“ versehen wird hatten wir also keine Ahnung, wo wir eigentlich schlafen sollten und beschlossen gleich nach Herceg Novi zu fahren, wo sich die ganzen hübschen Wasserpolospieler aufhielten.
Aber ich war mir sicher, dass wir schon irgendwie ein Zimmer finden würden und so genoss ich die wunderschöne Fahrt entlang der Bucht von Kotor. Hier reichen die Hänge der bis zu 1500 Meter hohen Berge bis zum Meer hinunter. So schaut man auf der einen Seite auf ein fantastisches Bergpanorama und auf der anderen Seite auf das spiegelglatte Meer.
Die Bucht von Kotor ist zugleich auch der tiefste Fjord der Adria, was die Fahrt noch schöner machte. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, die Schönheit der Natur zu beschreiben und auch auf Fotos festzuhalten. Man muss es einfach mit eigenen Augen sehen, aber ich hoffe mit den Fotos wenigstens einen kleinen Einblick geben zu können.
Nach der dreistündigen Fahrt fanden wir tatsächlich sofort nach Verlassen des Busses ein Zimmer, denn eine ältere Dame wartete am Busbahnhof auf die nach zimmersuchenden Touristen. So konnten wir eine halbe Stunde später das erste Wasserpolospiel des Wochenende sehen. Das Spiel war relativ gut und natürlich gewann mein Team aus Herceg Novi gegen ein Team aus Ungarn. Um den Abend ausklingen und um den Kurzurlaub einzuläuten gönnten wir uns ein kleines Dinner im Restaurant und einen großen Eisbecher in der hübschen Altstadt. Dabei konnte ich den Salsaklängen lauschen, da im benachbarten Café Tanzstunden gegeben wurden. So ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und verbrannten all die aufgenommenen Kalorien während des anstrengenden Treppensteigens in der Altstadt.
Am nächsten Morgen kauften wir auf dem Markt Früchte und Pavlaka, eine Art herzhafter Aufstrich, der aber auch für Soßen genutzt werden kann. So hatten wir ein perfektes Frühstück mit selbstgebacken Brötchen und setzen unser Frühstück in einem Café mit Cappuccino und Kuchen fort und genossen die Sonne. Natürlich konnten wir uns die Altstadt bei Tageslicht nicht entgehen lassen. Warum lebe ich nicht dort? Ich liebe die kleinen Gassen, die steinernen Häuser, die Katzen, die Berge und den herrlichen Ausblick aufs Meer.
Außerdem gibt es einen sehr schönen Laden indem ich mir einfach etwas kaufen musste. So bin ich nun stolze Besitzerin eines Tops und einer tollen Tasche, die ich nicht wirklich brauche. Aber sie wird bestimmt noch sehr praktisch sein. Um nicht noch mehr Geld auszugeben und um die Wärme zu nutzen, lies ich es mir nicht nehmen baden zu gehen. Zwar ist es sehr unbequem sich auf den Steinstrand zu bräunen, dafür ist das Wasser wunderbar klar und sauber.
Am Abend begaben wir uns dann wieder zur Schwimmhalle und ich verfolgte das beste Wasserpolospiel, welches ich jemals gesehen habe. Nicht das ich viele gesehen habe, aber es war wirklich spannend. Es dauerte über fünf Minuten bis das erste Tor fiel und jeder Punkt war hart umkämpft. Das spürte das Publikum und feuerte die Mannschaft kräftig an. Diese Atmosphäre kenne ich nur vom Fussball, zum Beispiel beim Pokalspiel. Ich wünschte mir, dass das Spiel nie enden würde. Leider ging mein Wunsch nicht in Erfüllung, so dass ich mich nur noch auf das Spiel am Sonntag freuen konnte.
Da das Spiel schon früh stattfand frühstückten wir diesmal in der Schwimmhalle und verfolgten dabei das letzte Spiel des Turniers. Da das wichtige Spiel schon entschieden war, gestaltete sich die Entscheidung eher langweilig aber eindeutig: Jadran CBK aus Herceg Novi gewann zum dritten Mal und entschied das Turnier für sich.
Anschließend tranken wir den letzten Cappuccino in der schönsten Stadt, die ich bis jetzt in Montenegro gesehen habe und es fiel mir schwer mich von ihr zu verabschieden. Aber wir wussten, dass der Heimweg diesmal länger dauern würde, denn wir wollten ein wenig Geld sparen. Also beschlossen wir wenigstens nach Kotor zu trampen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde. Nach einer Stunde erbarmte sich endlich jemand uns mitzunehmen, so dass wir insgesamt fünf Stunden brauchten wieder nach Bar und wieder in den Alltag zu kommen.
Aber ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich in Herceg Novi und an der Bucht von Kotor war. Vaterpolo i Herceg Novi volim te!

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Tolle Männer in knappen Badehosen...

...sah ich mal wieder in Budva. Im Durchschnitt habe ich jetzt einmal pro Woche Budva besucht,
allerdings war ich ja auch innerhalb von acht Tagen dreimal dort. Auf jeden Fall war mal wieder Vaterpolozeit in Budva, sodass Anna und ich die Chance nutzten am Dienstag mit dem Bus zu den gutaussehenden Männern zu fahren. Es spielten die Teams aus Budva und Herceg Novi gegeneinander. Ich liebe die Atmosphäre bei den Spielen. Es ist eigentlich wie beim Fussball oder Basketball: Fangesänge und die üblichen Rivalitäten, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass es beim Vaterpolo jemals zu Ausschreitungen kommt.
Apropos Ausschreitungen. Seit Montag finden in ganz Montenegro Demonstrationen der serbischen "Nationalisten" statt, die sich aber zumindestens hier in Bar nur durch ein kleineres Treffen mit großem Fahnengeschwenke äußerte. Im Fernsehen sahen wir dann Montagabend, dass es zu großen Kundgebungen in der Hauptstadt kam. Von Mami erfuhr ich heute, dass die Demonstrationen in Podgorica noch andauern und sich in Ausschreitungen gewandelt haben. Ich habe davon ehrlich gesagt gar nichts mehr mitgekriegt aber ich werde heute Abend mal Nachrichten gucken. Der Grund für all die Aufregung liegt darin, dass Montenegro den Kosovo nun als Staat offiziell anerkennt, worüber Serbien nicht sehr erfreut ist. Ihrer Meinung sollte Montenegro neutral sein, denn schließlich bildeten sie 88 Jahre ein Staatseinheit. Seit 2006 verlor Serbien also zwei Gebiete. Im Moment kann ich mir zum Kosovo noch keine Meinung bilden. In einigen Monaten werde ich mir mal ein Geschichtsbuch aus der Bücherei ausleihen und mich über die Geschichte Serbiens und Kosovos informieren.
Zurück zum Wasserpolo...
Das Spiel war wirklich spannend, denn es endete 8 zu 8. Die meisten Fans kamen natürlich aus Budva und hofften, dass ihre Mannschaft doch noch ein Tor „wirft“ und waren außer sich vor Aufregung. So etwas liebe ich, obwohl ich für die andere Mannschaft war.
Ich trug gestern auch zum ersten Mal mein Glücksarmband, welches mir Maria zum Abschied geschenkt hatte. Danke! Denn es brachte uns wirklich Glück für die Heimreise. Denn leider fährt der letzte Bus nach Bar zwanzig nach acht und das Spiel begann erst 20.00 Uhr. Uns blieb also nichts anderes übrig als zu trampen. Es hielten nicht nur viele Autos, wir fanden sogar eine Mitfahrgelegenheit bis nach Bar. Noch dazu fuhr er wirklich sicher und kannte auch noch die ehemaligen Freiwilligen aus Portugal, denn seine Kinder besuchten ebenfalls den Kindergarten von meiner Organisation. So konnte ich dann gestern Abend glücklich, zufrieden und früh genug einschlafen. Und wenn alles klappt fahren wir am Wochenende nach Kotor und sehen ein Vaterpoloturnier. Oh das wird schön!
Leider verläuft die Arbeit nicht so schön wie die Freizeit, denn bis jetzt war die Woche im Kindergarten ausgesprochen chaotisch und aggressiv. Irgendwie ist es diese Woche schlimmer als zuvor. Ich habe das Gefühl, dass der eine Junge die anderen mit seiner Gewaltbereitschaft ansteckt. Ich weiß, dass keine Kind böse ist, aber wahrscheinlich bekommt er es genauso zuhause vorgelebt. Sein Vater ist im Gefängnis und seine Mutter wird auch schnell laut. Also keine gute Ausgangssituation. Und wie sollen wir das in den paar Stunden im Kindergarten ändern? Gestern hat mich dann ein anderer Junge gebissen. Zwar nur ausversehen, denn das Ziel seines Attentats war Dino, der Gangstersohn. Zum Glück war ich dazwischen, denn sonst hätte er geblutet und nicht ich. Ich würde ihnen ja gerne erklären warum sie aufhören sollen, aber wie ohne Sprachkenntnisse? Über jede Minuten, die ich die Kinder beschäftigen kann, bin ich froh, aber wir können ja nicht den ganzen Tag Kartoffeldruck machen oder mit Wasserfarben malen. Das erinnert mich darin, dass wir noch ein paar Vorlagen für morgen zeichnen sollten, die die Kinder dann ausmalen können. Was die Kinder aber wirklich lieben ist das Klavier. Aber wenn alle auf einmal auf die Tasten hauen will man sich einfach nur die Ohren zuhalten. Aber ich habe es heut geschafft, dass alle nacheinander „spielen“ und es wäre schön, wenn ich ihnen auch ein kleines Stück beibringen könnte. Und ich hoffe wir werden irgendeinen Weg finden, die Gewaltbereitschaft zu senken.
Eine weitere Sache, die mich stört sind meine Lernerfolge mit der Sprache. Ich lerne zwar jeden Tag ein paar neue Wörter, aber wir haben niemanden, der uns die Grammatik erklären kann und eigentlich kann man hier in Montenegro sehr gut mit Englisch überleben. Es wundert mich nicht, wenn man für 20 Jahre in einem Land lebt und noch immer nicht die Sprache kann.
Deshalb beschlossen wir letzte Woche einfach in eine Schule zugehen um dort einen Englischlehrer zu finden. Vielleicht kennt er interessierte Schüler, die Lust haben ein bisschen Englisch zu lernen und uns dafür serbisch beibringen möchten.
Heute setzten wir dann unseren Plan in die Tat um und gingen nach der Arbeit in die Schule. Diese weiterführende Schule sieht zumindestens von außen sehr neu und freundlich aus. Ich sprach dann einfach die erste Lehrerin an, die uns entgegen kam. Zufälligerweise war es die Direktorin. So konnte sie uns sagen, dass wir in einer halben Stunde wieder kommen sollten, denn dann ist Pause, in der wir mit der Englischlehrerin reden könnten. Um die Zeit zu überbrücken tranken wir Capuccino und ich fragte mich, wie wir die Englischlehrerin erkennen sollten. Es stellte sich dann heraus, dass die Direktorin auf uns wartete um uns zum Lehrerzimmer zu führen. Zufälligerweise arbeitet eine Frau aus unserem Yogakurs in der Schule und war genauso überrascht wie wir sie zu sehen. Sie ist bestimmt eine beliebte Lehrerin, soviel wie sie immer beim Yoga erzählt. Nach kurzer Zeit trafen wir dann endlich die Englischlehrerin und erläuterten ihr unser Anliegen, welches sie dann immer gleich der Direktorin übersetzte. Sie war wirklich sehr nett und lud uns ein an ihrem Unterricht teilzunehmen. Das war eine wirklich tolle Erfahrung, einen Einblick in den Schulalltag zu bekommen. Insgesamt besuchen 1000 Schüler diese „Wirtschaftsschule“ und werden später im Tourismusbereich arbeiten oder studieren. Die große Zahl der Schüler zeigt sich dann auch in den Klassen, den meistens lernen ca. 40 Jugendliche zusammen. Das Notensystem reicht hier von eins bis fünf, wobei eins die schlechteste Note ist. Die Klasse, die wir besuchten, schrieb letzte Woche einen Test. Er fiel nicht besonders gut aus. Für die 15-jährigen Schüler war es sicher auch eine schöne Stunde, denn die Lehrerin unterhielt sich eigentlich die meiste Zeit mit uns, so dass sie sich den Rest der Stunde schminken konnten. Aber es gab auch einige interessierte Schüler, die ihre Englischkenntnisse ausprobieren wollten.
Mein Name ist jetzt in der Schule „Franc“, denn er ist wohl einfacher zu merken. Es wäre sicher auch eine gute Idee, den europäischen Freiwilligendienst vorzustellen und Werbung dafür zu machen, denn ich denke nicht, dass die Schüler schon jemals davon gehört haben. Aber ersteinmal abwarten, ob sich die Lehrerin bis nächste Woche meinen Namen merken kann und vielleicht gibt es dann auch ein paar interessierte Schüler, die uns serbisch beibringen wollen. Ich werde berichten. Bis dahin. Hab euch lieb

Sonntag, 12. Oktober 2008

Ich liebe die Sonne

Denn diese Woche schien jeden Tag die Sonne und seit Freitag ist es auch richtig warm. Deshalb habe ich die letzten Tage versucht soviel Sonne wie möglich zu genießen, sodass ich heute einige Stunden am Meer mit meinem „Alles ist erleuchtet“- Buch verbrachte.

Genauso ruhig wie das Wochenende verlief eigentlich auch meine Arbeitswoche. Ich ging nicht mal zum Yoga. Stattdessen warteten wir am Mittwoch auf den Besitzer unserer Wohnung, der mit einem Elektriker unsere Waschmaschine und unseren Ofen reparieren wollte. Wir warteten umsonst und hatten keine Ahnung ob wir jemals wieder unsere Wäsche waschen können. Deshalb ließen wir dann unsere alte, 3 Wochen alte Wäsche am Freitag von Biljana waschen. Und überraschenderweise kam der Besitzer dann abends vorbei. Endlich können wir den Ofen benutzen und Wäsche waschen. Zudem haben wir auch unseren Staubsauger zurückbekommen, so dass ich zum ersten mal seit dem ich hier bin staubsaugen konnte. Ich möchte mein Zimmer auch unbedingt wohnlicher gestalten, aber ich habe gar nicht so viele Sachen zum dekorieren mit. Ich sollte mir mal eine serbische Bravo kaufen und mein Zimmer mit den Postern zukleben.
Zur Feier des Wochenendes verbrachten wir den Abend dann in der Tapas Bar der Stadt mit leckerem Tomatenbrot und heißer Schokolade. Die hatten wir uns echt verdient, obwohl diese Woche eigentlich schnell verging.
Für die Kinder im Kindergarten war diese Woche eine sehr erlebnisreiche. Schließlich gingen wir zum einen wieder auf den gefährlichen, mit Scherben übersäten Spielplatz, zum anderen kauften wir am Dienstag Wassermalfarben. Alle Kinder freuten sich schon wahnsinnig zu malen und fragten mich ständig wann wir sie benutzen. Am Mittwoch durften sie dann vorgezeichnete Ahornblätter ausmalen. Schließlich ist ja Herbst, obwohl bei mir noch überhaupt kein Herbstgefühl aufgekommen ist. Normalweise entsteht dieses Gefühl wenn ich den Geruch verbrennenden Laubes erfasse. Hier wird eigentlich immer irgendwas verbrannt, deswegen ist es nichts besonderes mehr. Außerdem ist es noch viel zu warm und sonnig für einen richtigen „deutschen“ Herbst. Aber ich denke es wird noch lange genug kalt und stürmisch sein.
Auf jeden Fall war ich sehr überrascht, dass wir alle Kinder mit dem Malen beschäftigen konnten. Seit dieser Woche haben wir ein neues Mädchen im Kindergarten. Obwohl sie zwar erst drei Jahre alt ist erstaunt sie mich sehr. Sie hat bis jetzt nicht einmal geweint und sie hat, zumindestens aus meiner Sicht, das schönste Blatt gezeichnet. Und selbst der kleine russische Junge, der sonst nie malt, hat zumindestens fünf Minuten dem Malen seine Aufmerksamkeit gewidmet. Zwar zerstörte er sein Werk danach, aber es war ein Anfang. Und am nächsten Tag zeichnete er sogar ein paar Bleistiftstriche, die Spiderman darstellen sollten. Ich war so stolz seinem Vater das Bild zeigen zu können, denn er zeichnet sonst nicht einmal zu hause.
Am Freitag Nachmittag begann ich dann mit den verbliebenden fünf Kindern Kartoffeldruck. Es beeindruckt mich immer, wie einer der wildesten Jungen so konzentriert und perfekt arbeiten kann. Ich werde am Montag mal ein paar Fotos von den Herbstbildern der Kinder machen.
...
Heute morgen beziehungsweise Mittag genossen wir unser hervorragenden Brunch.

Da der Ofen jetzt auch genutzt werden muss, backten wir Scones, eine Art süße Brötchen. Dazu zauberten wir Omelettes und einen großen Obstsalat, den ich dann heute Abend noch aufessen kann. Und es ist auch noch etwas vom Auberginenauflauf von gestern übrig. Früher hätte ich nicht einmal Aubergine probiert. Mal sehen was ich so alles in 5 Monaten essen werde.
Denn heute bin ich schon genau einen Monat hier. Zum einen erscheint es mir Jahre her, dass ich mich von allen und Jena verabschiedet habe, zum anderen habe ich das Gefühl, dass die Zeit wahnsinnig schnell vergeht. In zwei Monaten werde ich schon wieder für eine Woche in Deutschland sein. Bis dahin werde ich versuchen die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und mich mehr meinem serbisch widmen. Denn eigentlich kann man hier auch ohne Serbischkenntnisse überleben. Aber ich will unbedingt im März nächsten Jahres fließend serbisch sprechen können. Ansonsten hoffe ich die Sonne und die lokalen Früchte genießen zu können. Ich bin mir nicht 100- prozentig sicher, aber ich glaube vorhin einen Sharonbaum gesehen zu haben. Außerdem werden hier viele Mandarinen angebaut, von denen mir Biljana eine Menge schenkte.
Ich hoffe nächste Woche wird eine weitere wunderschöne, sonnige Woche. Denn ab Montag soll eine weitere Kindergärtnerin anfangen. Das bedeutet zum einen, dass es nun möglich ist auch mal frei zunehmen und zum anderen hoffe ich, dass sie ein wenig mehr Erfahrung im Umgang mit Kindern mitbringt. Aber ich werde berichten.
Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Abend. Bis bald

Samstag, 4. Oktober 2008

Shoppingwoche

Mo., 29.09.2008
Heute war ein wirklich guter Tag im Kindergarten. Denn wir sind zum ersten Mal mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen. Mit einem deutschen Spielplatz war dieser allerdings nicht zu vergleichen. Zumindestens nicht mit dem was man erwartet, wenn man in Jena zum Spielplatz geht. Ich fand ihn ziemlich gefährlich, denn überall lagen Scherben und alte Flaschen herum. Als Spielgeräte hatten die Kinder eine alte Rutsche und ein sehr, sehr lautes Drehding zur Auswahl. Zwar gibt es ein Schaukelgestell, allerdings keine Schaukeln. Anna und ich planten natürlich gleich wieder, was wir hier alles verändern könnten. Ein Sandkasten wäre zum Beispiel toll und neue Farbe an den Spielgeräten und Mülleimer wären auch nicht schlecht. Das wäre ein tolles Projekt für uns. Auf jeden Fall konnten sich die Kinder so richtig austoben und waren beim Mittagessen auch richtig ruhig.
Am Nachmittag wurde ich dann von Herrn Dabović abgeholt. So konnte ich nun endlich einen Teil seiner Familie kennenlernen. Sein Bruder lebt zusammen mit seiner Frau am anderen Ende der Stadt in einem schönen Haus mit einem riesigen Garten. Und die Frau kann wirklich gut kochen. Leider habe ich ja schon im Kindergarten gegessen, weshalb ich nur die Hälfte von allem essen konnte. Neben Suppe gab es Reis mit Hühnchen, Gurkensalat, Kraut und selbstgemachten Käse. Nach dem Essen schaute dann auch noch eine Tochter vorbei, die ein wenig deutsch spricht.
Ljubo Dabović verabschiedete sich schon bald, denn er stand schon um 06.00 Uhr vor der Kamera des Frühstücksfernsehens. Ich wurde dann auch bald von Yoko, Ljubos Bruder, heimgefahren, denn ich wollte ja noch zum Yoga. Natürlich war dieses Mal Thema Nummer 1 das Madonnakonzert und wie lange wir alle gebraucht haben, um wieder nach Hause zu kommen. Ich glaube der ganze Kurs besuchte das Madonnakonzert. Und ich bin so froh, dabei gewesen zu sein, denn das Konzert hat meine Gefühle hier echt verändert. Zwar liebe ich weiterhin Jena, aber ich fühle mich wohl hier und beginne das Land lieben zu lernen.

Di., 30.09.2008
Im Kindergarten verlief es heute wirklich ruhig, denn wir mussten heute nur auf sechs Kinder aufpassen. Denn heute ist Bayram. Es ist das muslimische Fest, welches zum Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. Da hier 20 % der Einwohner Muslime sind, zeigte sich das also auch auf Arbeit. Das finde ich wirklich toll, auch das Leben und Gebräuche anderer Kulturen und Religionen zu erleben.
Nach der Arbeit kauften Anna und ich einen kleinen Kaktus, unsere „Freiwilligenpflanze“, die wir so an die nächsten Freiwilligen weitergeben können.

Mi., 01.10.2008
Schlechtes Wetter ist auch schlecht für die Kinder, denn dann können wir nicht rausgehen. Dafür verbrachten Anna und ich dann den Nachmittag im „Las Ramblas“ und tranken leckere heiße, spanische Schokolade. Eigentlich ist es Schokoladenpudding. Denn Rest des Tages verbrachten wir damit auf Joanna zu warten. Joanna ist die neue Freiwillige aus Polen, die mit uns zusammenwohnen wird. Gestern landete sie in Belgrad, sodass sie heute in Bar ankommen müsste.

Do., 02.10.2008
Joanna kommt nun doch nicht. Nachdem ich irgendwann Ivana angerufen habe und nachgefragt habe, hatte wir die Gewissheit. Einerseits bin ich froh, dass wir zu zweit bleiben, aber ich war auch sehr gespannt und habe ich mich auf eine neue Person gefreut. Vielleicht kommt sie ja nächstes Jahr.
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Wir werden nun alle heißen Schokoladen in ganz Bar ausprobieren. Vom „Cafe Turist“ hat man einen tollen Blick aufs Meer und auf den Hafen und kann dort entspannen. Zuvor hatte ich mir auch eine neue Jeans gekauft, denn leider ist meine Lieblingsjeans kaputt gegangen. Aber für 30 Euro war sie eigentlich ganz günstig.
...
Am Abend war ich dann wieder bei Familie Dabović eingeladen, denn Ljubo wird am Freitag wieder nach Deutschland fliegen. Diesmal waren eine Menge Leute eingeladen und ich wurde freundlich aufgenommen. Eine Frau versuchte sich mit mir in französisch zu unterhalten, wahrscheinlich weil es die einzige Fremdsprache war, die sie ein wenig beherrschte. Ich habe nun ihre Telefonnummer, denn ihre 15-jährige Tochter spricht englisch. Ich lernte auch die Kinder von Sandra, Yokos Tochter, kennen. Der große Sohn, sieben Jahre, spricht ein wenig deutsch und unterhielt sich mit mir. Nach einer Stunde gestand er mir dann seine Liebe und auch sein kleiner Bruder schien mich ins Herz geschlossen habe. Insgesamt war es ein sehr schöner Abend, obwohl ich auch gern ein wenig mit Ljubo gesprochen hätte. Ich hoffe, wir sehen uns in Deutschland mal wieder.

Fr., 03.10.2008
Ich hatte total vergessen, das heute in Deutschland Feiertag ist. Aber „Der Tag der deutschen Einheit“ wird ja auch nie groß gefeiert, da kann man das auch mal vergessen.
Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier noch relativ warm. Ich habe mir schon die ganze Zeit vorgenommen mindestens einmal im Meer baden zu gehen. Da es heute wirklich warm war, musste ich das Wetter unbedingt nutzen. Und es war gar nicht so kalt, aber es war echt anstrengend ins Wasser zu kommen, weil es hier nur große Steine gibt, die einen über die Füße rollen. Nun war ich endlich mal baden, wahrscheinlich auch für das letzte Mal in diesem Jahr.

Sa., 04.10.2008
Schon um 10.00 Uhr fuhren Anna und ich mit dem Zug nach Podgorica. Ich wollte einen neuen, schöneren Eindruck von der Hauptstadt bekommen. Denn was ich vor drei Wochen vom Busbahnhof aus gesehen habe, hat mich eher abgeschreckt. Damals dachte ich, dass diese 175.000 Einwohner „große“ Stadt nur aus hässlichen Wohnblöcken besteht. Aber mein Reiseführer versprach mir, dass es auch einige schöne Stadteile gibt.
Im Zug wurden wir dann von der Polizei kontrolliert. Dummerweise haben wir unsere Pässe vergessen und die Beamten sprachen nur Serbisch. Eigentlich war es gut, dass wir keine Pässe dabei hatten, denn Anna ist im Moment eigentlich illegal hier. Nächste Woche müssten wir endlich mal unsere Pässe abgeben und uns hier anmelden lassen. Aber das muss Ivana machen und ich hoffe sie kommt nächste Woche mal in den Kindergarten. Glücklicherweise vertrauten uns die Polizisten, dass wir doch keine bösen Menschen sind und ließen uns weiterfahren.
....
Resümierend muss ich sagen, dass Podgorica wirklich schöne Ecken besitzt. Es gibt viele Cafés hier, in denen aber hauptsächlich Männer saßen. Natürlich mussten wir die heiße Schokolade ausprobieren.
Wie in richtigen Städten gab es auch hier eine Haupteinkaufsstraße, welche wir auch gleich ausnutzten. Ich habe nun endlich einen Poncho und noch eine neue Jeans, denn für 20 Euro konnte ich nicht nein sagen.
In manchen Stadtteilen fühlt man sich eher wie in einem Dorf, so zum Beispiel im muslimischem Viertel. Nicht alle Straßen sind geteert und viele an vielen Häusern wächst der Wein. Da ich Moscheen liebe, wollte ich auch unbedingt Podgoricas Moscheen sehen. Zwar sind sie ganz klein, aber wirklich schön. Die ältere stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ich möchte auf jeden Fall noch mal nach Podgorica kommen, allerdings bei schönerem Wetter, denn es regnete die ganze Zeit.
Zurück in Bar entschieden wir dann Pizza essen zu gehen, denn wir hatten heute außer frühstück noch nichts gegessen. Wir werden hier oft gefragt, ob wir russisch sprechen. Wahrscheinlich kommen die meisten Touristen aus Russland oder es ist dann die einzige Fremdsprache, die sie beherrschen. Als wir dann erklärten, dass wir aus Finnland und Deutschland kommen, rief der Kellner den Koch, der für 10 Jahre in Deutschland lebte. Ich bin immer wieder erstaunt, wie bekannt Jena ist, bzw. die Optik aus Jena ist. Auf jeden Fall werden wir dort öfters Pizza essen, denn die Pizza aus dem Supermarkt ist auch nicht billiger und unser Ofen funktioniert ja im Moment eh noch nicht.
Den Rest des Abends werden wir wahrscheinlich mit Eis und dem „Sex and the City“ Film genießen. Ich hoffe morgen wird das Wetter wieder besser und wir können am Strand sitzen.
Hab euch lieb, Bis bald