Ein längst fälliger, langer Nachtrag zu meinen Erlebnissen im Kosovo:
Nach meinem Midterm- Training Anfang Februar am Ohridsee in Mazedonien beschlossen meine Mitbewohnerin Anna aus Finland und eine belgische Freiwillige – Bouke - gemeinsam in den Kosovo zu fahren. Die Chance auf dem Rückweg nach Montenegro über den Kosovo zu reisen wollten wir uns nicht entgehen lassen. Zudem habe ich vorher von ein paar Couchsurfern sehr schöne Bilder aus dem Kosovo gesehen und wollte schon die ganze Zeit dorthin, um mir selber einen Eindruck von dem ehemaligen Kriegsgebiet zu machen.
Also fuhren wir dann am 07.02 mit dem Bus nach Pristina, der Hauptstadt des neuestem Landes der Welt. Schon auf der Fahrt dorthin haben mich die riesigen Müllberge wirklich schockiert. Und Müll war einfach überall. Ich verstehe das nicht. Wer räumt das denn weg? Niemand, also wird es oft einfach angezündet. Und so wie Müll überall war gab es auch Schrottplätze an jeder Ecke. Und Keramik-/Steinfirmen. So werden die aus Westeuropa geklauten Autos wieder fit gemacht und die Leute können ihre vom Krieg zerstörten Häuser wieder aufbauen. Genügend Geld wird ja von der USA und der EU ins Land gepumpt. Das ist echt unglaublich. Eigentlich sind die meisten Häuser wieder aufgebaut, nur manchmal sieht man noch die Ruinen ehemaliger Dörfer. Aber 100 m weiter steht schon wieder das neue Dorf. Ich war dann Anfang März noch mal in Bosnien und dort sieht die Situation ganz anders aus. Obwohl der Krieg dort schon viel länger vorbei ist als im Kosovo ist dort noch längst nicht alles wieder aufgebaut. Eigentlich ist der Großteil noch zerstört und Minen sind immer noch im ganzen Land vergraben. Und das ist wirklich schade denn es ist ein wunderschönes Land.
Ich merke jetzt schon beim schreiben, dass mir immer wieder was neues einfällt, was ich noch aufschreiben muss. Das war wirklich eine Reizüberflutung...auf jeden Fall:
Nach sechsstündiger Fahrt kamen wir dann am Busbahnhof an und wurden dann auch gleich von Matt, unserem Host bei Couchsurfing, mit seinem Pick-up Auto abgeholt und erst mal zu seiner Wohnung gefahren. Matt arbeitet bei der britischen KFOR (Kosovo Force) und macht da irgendwas mit Informationen oder was weiß ich was. Auf jeden Fall stellt die KFOR eine tolle Wohnung, in der es in der Küche sogar warmes Wasser gibt und sogar 24 Stunden Wasser für die Toilette in bester, gesicherter Lage. Das ist für den Kosovo schon was besonderes. Nachts wird die Wasserversorgung eigentlich eingestellt und es kommt auch sehr häufig zu Stromausfällen. Ich habe das in den 2 einhalb Tagen eigentlich gar nicht mitbekommen. Als wir dann die Wohnung betraten begrüßte uns erst mal der hässlichste Hund den ich je gesehen habe. Aber eigentlich war er wirklich ein lieber Hund, der gerne schnarcht und einfach alle Menschen liebt.
Da Matt zentrumsnah wohnte machten Anna, Bouke und ich uns gleich auf den Weg um Pristina zu erkunden. Die Stadt ist jetzt sehr modern, international, es gibt Mango (wo ich mir erst mal ein tolles Kleid kaufen musste) und tausend Cafes und Restaurants, die sich auf die vielen internationalen Mitarbeiter eingestellt haben. Schade ist nur das ein altes Pristina kaum noch existiert. Zumindestens konnte ich nur einige Moscheen und ein paar, an der Hand abzählbare traditionelle Häuser finden. Nachdem wir dann unsere Stadtbesichtigung abgeschlossen hatten, auf den Markt einkaufen gegangen waren versuchten wir dann den Rückweg zu finden. Leider war es gar nicht so einfach und es machte es nicht angenehmer, dass tausende von Raben die ganze Zeit über uns hinwegflogen. Ich war dann wirklich froh wieder bei Matt zu Hause anzukommen, die unheimliche Atmosphäre abzuschütteln, montenegrinischen Wein zu trinken und zu wissen, dass man durch eine Straßenbarrikade von den „bösen“ Menschen geschützt wird. Obwohl ich mich die ganze Zeit, die wir im Kosovo verbracht haben, wirklich sehr beschützt und sicher gefühlt habe. Denn so viele Polizisten und Sicherheitskräfte habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Und ich wusste immer, dass das nächste KFOR- Auto gleich um die Ecke gebogen kommt. Danke EU, dass du uns so gut beschützt.
Am nächsten Morgen zeigte dann Matt seine tollen Gastgeberqualitäten und fuhr mit uns zu einer serbischen Enklave, um uns ein orthodoxes Kloster (2. Foto) anzuschauen. Eigentlich habe ich mir die Situation schlimmer vorgestellt. Zwar war das Kloster durch die schwedische KFOR und Stacheldraht gesichert und man darf auch keine Waffen mit hinein nehmen aber ansonsten schien das Dorf sehr friedlich. Das Kloster war wirklich wunderschön aber der Nationalismus ist sowohl auf der albanischen Seite als auch auf der serbischen Seite deutlich zu spüren. So hängen alle hundert Meter albanische Flaggen oder es werden Bücher publiziert, die zeigen wie sehr die orthodoxen Kirchen und Klöster durch Kosovo-Albaner zerstört wurden.
Da wir danach allerdings nicht gleich wieder nach Pristina zurückkehren wollten entschieden Anna, Bouke und ich uns dafür noch nach Mitrovica zu fahren. Diese Stadt ist durch eine Brücke in einen albanischen und einen serbischen Teil geteilt. Zwar kann man mittlerweile ganz normal ohne Ausweiskontrolle über die Brücke laufen aber man sieht am Ende auf der serbischen Seite auch schon die belgische KFOR auf einen warten. In Mitrovica kann man die unterschiedliche Geldverteilung der Hilfsgelder auch deutlich sehen. Während die Häuser im albanischem Teil (4. Foto) entweder neu gebaut oder restauriert wurden verkommt das serbische Viertel (3. Foto) nach und nach dafür wächst der Nationalismus immer mehr und mehr. Ich kann mir hier wirklich nicht vorstellen wie ein Zusammenleben ohne internationale Präsenz möglich wäre. Besonders nicht nachdem uns ein großes Militärauto mit schussbereiten Soldaten entgegen kam. Das war schon heftig zu sehen. Und natürlich konnte man hier auch wieder in Dinar (serbische Währung) bezahlen.
Zurück auf der albanischen Seite machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, der doch laut österreichischer KFOR, einfach nur die Straße gerade aus sein sollte. Leider war er es nicht. Als wir dann auch noch von Jugendlichen ausgefragt wurden, ob wir Serben seien und uns immer wieder Silvesterknaller vor die Füße warfen, wollten wir eigentlich nur noch schnell weg aus der Stadt und ich war froh eingequetscht in einem Bus, mit doppelt so vielen Sitzen wie erlaubt, zu sitzen.
Am 09.02. war dann leider auch schon wieder unser Abreisetag. Ich wäre zwar gerne noch länger geblieben aber Anna und ich wollten Bouke auch noch ein wenig Montenegro zeigen und ich freute mich ja eigentlich auch wieder nach Hause zu kommen. Aber den letzten Tag wollten wir noch mal so richtig genießen weshalb wir mit unserem Gepäck nach Prizren, der angeblich schönsten Stadt Kosovos, fuhren. Schon die Busfahrt war sehr interessant, denn wieder einmal spürte man den Nationalismus. Im Fernsehen lief eine Art Parodie über den Krieg gegen die Serben. Ich verstehe zwar kein albanisch aber man spürte den Hass gegen die Kosovo-Serben ganz deutlich. Solche „Unterhaltungssendungen“ sehen dann schon kleine Kinder und die wachsen dann mit den Hassgedanken auf. Wie soll sich da die Situation jemals verbessern?
In Prizren angekommen konnten wir zum Glück unser Gepäck am Busbahnhof lassen und so die Stadt erkunden. Endlich fand ich auch das Haus an dem das Land allen Ländern dankt, die Kosova offiziell seit dem 17.02.2008 anerkannt haben. Schon interessant das Afghanistan eines der ersten Länder neben Albanien war und sogar Samoa Kosova anerkannte. Der alte Teil von Prizren ist auch wirklich sehenswert. Kleine Gässchen, Moscheen und viele Cafes. Es gibt sogar eine orthodoxe Kirche, die allerdings schon lange geschlossen und das Betreten verboten ist. Einen tollen Ausblick hat man dann von der alten Burg hoch über der Stadt. Um dorthin zu gelangen muss man allerdings durch das ehemalige serbische Viertel und das brachte mir wirklich ein unwohles Gefühl. Es ist absolut verlassen und zerstört und die Häuser sind durch Stacheldraht abgeriegelt. Auf der Burg angelangt, trafen wir dann auch noch einige Leute der deutschen KFOR, so dass sich die Möglichkeit bot mehr über die Geschehnisse in Prizren zu erfahren: Am Anfang des Krieges hat man die Serben für den Einzug der KFOR verantwortlich gemacht und ihre Häuser angezündet. Bis 2004 versuchte die KFOR die Serben zu schützen, beschloss dann aber das Viertel völlig abbrennen zu lassen. Heute leben noch ca. 60 Serben in der 200.000 Einwohner großen Stadt. Ich habe mich auch die ganze Zeit im Kosovo nicht getraut serbisch zu sprechen allerdings ist mir manchmal doch ein Wort herausgerutscht und ich fühlte mich sofort schuldig und unwohl.
Nach dem Abstieg von der Burg besuchten wir dann ein Bektaschi, ein Glaubensorden der Suffi-Moslems. Ich habe vorher noch nie davon gehört, weshalb es umso interessanter war einmal eine Bektaschi Gebetsstätte zu besuchen und ihre Gebräuche erklärt zu bekommen. So werden zu den Feierlichkeiten den Anhänger das Gesicht ohne Betäubung durchstochen und Männer und Frauen dürfen im selbem Raum beten.
Nach wunderschönen Erfahrungen stärkten wir uns noch mit Pizza und Tutku (türkische Kekse) für die 8-stündige Fahrt nach Montenegro und ich freute mich endlich wieder serbisch im Bus sprechen zu können.
Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich dass alles erleben durfte und ich werde diese außergewöhnlichen Eindrücke hoffentlich nie vergessen.
Nach meinem Midterm- Training Anfang Februar am Ohridsee in Mazedonien beschlossen meine Mitbewohnerin Anna aus Finland und eine belgische Freiwillige – Bouke - gemeinsam in den Kosovo zu fahren. Die Chance auf dem Rückweg nach Montenegro über den Kosovo zu reisen wollten wir uns nicht entgehen lassen. Zudem habe ich vorher von ein paar Couchsurfern sehr schöne Bilder aus dem Kosovo gesehen und wollte schon die ganze Zeit dorthin, um mir selber einen Eindruck von dem ehemaligen Kriegsgebiet zu machen.
Also fuhren wir dann am 07.02 mit dem Bus nach Pristina, der Hauptstadt des neuestem Landes der Welt. Schon auf der Fahrt dorthin haben mich die riesigen Müllberge wirklich schockiert. Und Müll war einfach überall. Ich verstehe das nicht. Wer räumt das denn weg? Niemand, also wird es oft einfach angezündet. Und so wie Müll überall war gab es auch Schrottplätze an jeder Ecke. Und Keramik-/Steinfirmen. So werden die aus Westeuropa geklauten Autos wieder fit gemacht und die Leute können ihre vom Krieg zerstörten Häuser wieder aufbauen. Genügend Geld wird ja von der USA und der EU ins Land gepumpt. Das ist echt unglaublich. Eigentlich sind die meisten Häuser wieder aufgebaut, nur manchmal sieht man noch die Ruinen ehemaliger Dörfer. Aber 100 m weiter steht schon wieder das neue Dorf. Ich war dann Anfang März noch mal in Bosnien und dort sieht die Situation ganz anders aus. Obwohl der Krieg dort schon viel länger vorbei ist als im Kosovo ist dort noch längst nicht alles wieder aufgebaut. Eigentlich ist der Großteil noch zerstört und Minen sind immer noch im ganzen Land vergraben. Und das ist wirklich schade denn es ist ein wunderschönes Land.
Ich merke jetzt schon beim schreiben, dass mir immer wieder was neues einfällt, was ich noch aufschreiben muss. Das war wirklich eine Reizüberflutung...auf jeden Fall:
Nach sechsstündiger Fahrt kamen wir dann am Busbahnhof an und wurden dann auch gleich von Matt, unserem Host bei Couchsurfing, mit seinem Pick-up Auto abgeholt und erst mal zu seiner Wohnung gefahren. Matt arbeitet bei der britischen KFOR (Kosovo Force) und macht da irgendwas mit Informationen oder was weiß ich was. Auf jeden Fall stellt die KFOR eine tolle Wohnung, in der es in der Küche sogar warmes Wasser gibt und sogar 24 Stunden Wasser für die Toilette in bester, gesicherter Lage. Das ist für den Kosovo schon was besonderes. Nachts wird die Wasserversorgung eigentlich eingestellt und es kommt auch sehr häufig zu Stromausfällen. Ich habe das in den 2 einhalb Tagen eigentlich gar nicht mitbekommen. Als wir dann die Wohnung betraten begrüßte uns erst mal der hässlichste Hund den ich je gesehen habe. Aber eigentlich war er wirklich ein lieber Hund, der gerne schnarcht und einfach alle Menschen liebt.
Da Matt zentrumsnah wohnte machten Anna, Bouke und ich uns gleich auf den Weg um Pristina zu erkunden. Die Stadt ist jetzt sehr modern, international, es gibt Mango (wo ich mir erst mal ein tolles Kleid kaufen musste) und tausend Cafes und Restaurants, die sich auf die vielen internationalen Mitarbeiter eingestellt haben. Schade ist nur das ein altes Pristina kaum noch existiert. Zumindestens konnte ich nur einige Moscheen und ein paar, an der Hand abzählbare traditionelle Häuser finden. Nachdem wir dann unsere Stadtbesichtigung abgeschlossen hatten, auf den Markt einkaufen gegangen waren versuchten wir dann den Rückweg zu finden. Leider war es gar nicht so einfach und es machte es nicht angenehmer, dass tausende von Raben die ganze Zeit über uns hinwegflogen. Ich war dann wirklich froh wieder bei Matt zu Hause anzukommen, die unheimliche Atmosphäre abzuschütteln, montenegrinischen Wein zu trinken und zu wissen, dass man durch eine Straßenbarrikade von den „bösen“ Menschen geschützt wird. Obwohl ich mich die ganze Zeit, die wir im Kosovo verbracht haben, wirklich sehr beschützt und sicher gefühlt habe. Denn so viele Polizisten und Sicherheitskräfte habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Und ich wusste immer, dass das nächste KFOR- Auto gleich um die Ecke gebogen kommt. Danke EU, dass du uns so gut beschützt.
Am nächsten Morgen zeigte dann Matt seine tollen Gastgeberqualitäten und fuhr mit uns zu einer serbischen Enklave, um uns ein orthodoxes Kloster (2. Foto) anzuschauen. Eigentlich habe ich mir die Situation schlimmer vorgestellt. Zwar war das Kloster durch die schwedische KFOR und Stacheldraht gesichert und man darf auch keine Waffen mit hinein nehmen aber ansonsten schien das Dorf sehr friedlich. Das Kloster war wirklich wunderschön aber der Nationalismus ist sowohl auf der albanischen Seite als auch auf der serbischen Seite deutlich zu spüren. So hängen alle hundert Meter albanische Flaggen oder es werden Bücher publiziert, die zeigen wie sehr die orthodoxen Kirchen und Klöster durch Kosovo-Albaner zerstört wurden.
Da wir danach allerdings nicht gleich wieder nach Pristina zurückkehren wollten entschieden Anna, Bouke und ich uns dafür noch nach Mitrovica zu fahren. Diese Stadt ist durch eine Brücke in einen albanischen und einen serbischen Teil geteilt. Zwar kann man mittlerweile ganz normal ohne Ausweiskontrolle über die Brücke laufen aber man sieht am Ende auf der serbischen Seite auch schon die belgische KFOR auf einen warten. In Mitrovica kann man die unterschiedliche Geldverteilung der Hilfsgelder auch deutlich sehen. Während die Häuser im albanischem Teil (4. Foto) entweder neu gebaut oder restauriert wurden verkommt das serbische Viertel (3. Foto) nach und nach dafür wächst der Nationalismus immer mehr und mehr. Ich kann mir hier wirklich nicht vorstellen wie ein Zusammenleben ohne internationale Präsenz möglich wäre. Besonders nicht nachdem uns ein großes Militärauto mit schussbereiten Soldaten entgegen kam. Das war schon heftig zu sehen. Und natürlich konnte man hier auch wieder in Dinar (serbische Währung) bezahlen.
Zurück auf der albanischen Seite machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, der doch laut österreichischer KFOR, einfach nur die Straße gerade aus sein sollte. Leider war er es nicht. Als wir dann auch noch von Jugendlichen ausgefragt wurden, ob wir Serben seien und uns immer wieder Silvesterknaller vor die Füße warfen, wollten wir eigentlich nur noch schnell weg aus der Stadt und ich war froh eingequetscht in einem Bus, mit doppelt so vielen Sitzen wie erlaubt, zu sitzen.
Am 09.02. war dann leider auch schon wieder unser Abreisetag. Ich wäre zwar gerne noch länger geblieben aber Anna und ich wollten Bouke auch noch ein wenig Montenegro zeigen und ich freute mich ja eigentlich auch wieder nach Hause zu kommen. Aber den letzten Tag wollten wir noch mal so richtig genießen weshalb wir mit unserem Gepäck nach Prizren, der angeblich schönsten Stadt Kosovos, fuhren. Schon die Busfahrt war sehr interessant, denn wieder einmal spürte man den Nationalismus. Im Fernsehen lief eine Art Parodie über den Krieg gegen die Serben. Ich verstehe zwar kein albanisch aber man spürte den Hass gegen die Kosovo-Serben ganz deutlich. Solche „Unterhaltungssendungen“ sehen dann schon kleine Kinder und die wachsen dann mit den Hassgedanken auf. Wie soll sich da die Situation jemals verbessern?
In Prizren angekommen konnten wir zum Glück unser Gepäck am Busbahnhof lassen und so die Stadt erkunden. Endlich fand ich auch das Haus an dem das Land allen Ländern dankt, die Kosova offiziell seit dem 17.02.2008 anerkannt haben. Schon interessant das Afghanistan eines der ersten Länder neben Albanien war und sogar Samoa Kosova anerkannte. Der alte Teil von Prizren ist auch wirklich sehenswert. Kleine Gässchen, Moscheen und viele Cafes. Es gibt sogar eine orthodoxe Kirche, die allerdings schon lange geschlossen und das Betreten verboten ist. Einen tollen Ausblick hat man dann von der alten Burg hoch über der Stadt. Um dorthin zu gelangen muss man allerdings durch das ehemalige serbische Viertel und das brachte mir wirklich ein unwohles Gefühl. Es ist absolut verlassen und zerstört und die Häuser sind durch Stacheldraht abgeriegelt. Auf der Burg angelangt, trafen wir dann auch noch einige Leute der deutschen KFOR, so dass sich die Möglichkeit bot mehr über die Geschehnisse in Prizren zu erfahren: Am Anfang des Krieges hat man die Serben für den Einzug der KFOR verantwortlich gemacht und ihre Häuser angezündet. Bis 2004 versuchte die KFOR die Serben zu schützen, beschloss dann aber das Viertel völlig abbrennen zu lassen. Heute leben noch ca. 60 Serben in der 200.000 Einwohner großen Stadt. Ich habe mich auch die ganze Zeit im Kosovo nicht getraut serbisch zu sprechen allerdings ist mir manchmal doch ein Wort herausgerutscht und ich fühlte mich sofort schuldig und unwohl.
Nach dem Abstieg von der Burg besuchten wir dann ein Bektaschi, ein Glaubensorden der Suffi-Moslems. Ich habe vorher noch nie davon gehört, weshalb es umso interessanter war einmal eine Bektaschi Gebetsstätte zu besuchen und ihre Gebräuche erklärt zu bekommen. So werden zu den Feierlichkeiten den Anhänger das Gesicht ohne Betäubung durchstochen und Männer und Frauen dürfen im selbem Raum beten.
Nach wunderschönen Erfahrungen stärkten wir uns noch mit Pizza und Tutku (türkische Kekse) für die 8-stündige Fahrt nach Montenegro und ich freute mich endlich wieder serbisch im Bus sprechen zu können.
Ich bin wirklich dankbar dafür, dass ich dass alles erleben durfte und ich werde diese außergewöhnlichen Eindrücke hoffentlich nie vergessen.