Montag, 15. Dezember 2008

You can stand under my umbrella...

Denn es regnet hier eigentlich jeden Tag mindestens einmal. Deswegen habe ich letzte Woche verzweifelt versucht Gummistiefel zu finden- leider ohne Erfolg. Erfolgreich ist allerdings mein Zahnputzprojekt im Kindergarten. Da die meisten Kinder mindestens einen schwarzen Zahn haben und sich manchmal nur einmal oder gar nicht am Tag die Zähne putzen war es an der Zeit wenigstens im Kindergarten Karies vorzubeugen. Seit ca. zwei Wochen bitten wir nun die Eltern darum eine Zahnbürste mitzubringen- bis jetzt hat leider nur die Hälfte daran gedacht. Aber ich bin so stolz auf Sanjin. Vor zwei Wochen feierte er seinen vierten Geburtstag und er besitzt ca. 10 Zähne und davon sind die meisten leider schwarz. Auch er brachte bis jetzt keine Zahnbürste mit, allerdings wollte er unbedingt Biljanas (die Kindergärtnerin) benutzen. Die riesige Zahnbürste in dem kleinen Mund! Als ich ihm dann aber die Zahnpasta geben wollte fing er fast an zu weinen, denn er hat noch nie Zahnpasta benutzt. Armer Junge- er wird sich wahrscheinlich wie Biljana mit 20 ein neues Gebiss machen lassen müssen. Gottseidank konnte Biljana Sanjin überzeugen Erdbeerzahnpasta zu probieren. Zwar hat er keine Ahnung wie man sich die Zähne putzt aber er „putzt“ sie sich dafür fünfmal hintereinander. Ein kleiner Erfolg, der mich sehr sehr froh macht. Demnächst werde ich dann erklären wie man sich die Zähne richtig putzt.

Und diese Woche konnte ich endlich seit drei Monaten mal wieder einen tollen Kaffee trinken. Ähnlich eines Latte Macchiatos, den ich wirklich vermisse. Denn am Samstag war mal wieder Waterpolozeit in Budva, weshalb wir beschlossen vorher uns nocheinmal die Altstadt anzugucken. Das letzte Mal das ich die wunderschöne Altstadt Budvas sah war Ende September und immer noch gut mit Touristen aus ganz Europa gefüllt. Dieses Mal war es sehr ruhig und gemütlich, denn seit letzter Woche wird die Weihnachtsbeleuchtung angebracht und die Geschäfte sind nun endlich geschmückt. Das hilft mir ein wenig um in meine geliebte Weihnachtsstimmung zu kommen.
Nach einem schnellen Kaffee begaben sich Anna und ich dann zum Waterpolostadium, welches schon gut gefüllt war- leider hauptsächlich von Budvafans. Während des gesamten Spieles herrschte eine super Stimmung und da Budva gegen Jadran (mein Lieblingsclub, der diese Saison noch nicht einmal verloren hatte) gewann hörten die Fans gar nicht mehr auf zu feiern und zündeten in der Halle Leuchtraketen. In Deutschland würde jeder Fussballclub eine hohe Strafe dafür zahlen müssen aber hier stört es niemanden.
Nach dem wir wieder zu Hause ankamen besuchten uns Alexandar und Janko und wir verbrachten die meiste Zeit der Nacht am Meer. Und es war nicht besonders warm, es war eigentlich richtig kalt. Es liegt sogar mittlerweile Schnee auf den Gipfeln, die ich von unserem Wohnzimmerfenster aus sehen kann.
Und dann fing es auch noch zu regnen an. Immerhin stand uns ein Regenschirm für vier Personen zur Verfügung. Bis früh um 6.30 Uhr saßen wir dann auf den kalten Bänken von „Cafe Martina“ und hatten gute männliche Heizungen. Das war auf jeden Fall eine schöne Nacht, auch wenn ich mich jetzt nicht besonders gut fühle aber ich bin so froh, dass alles erleben zu dürfen.
Seit Sonntag bin ich nun schon drei Monate hier- sozusagen Halbzeit. Ich kann gar nicht fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Am Anfang dachte ich die Zeit würde nie vorbei gehen, aber seit zweieinhalb Monaten genieße ich die Zeit hier in Montenegro und wünschte sie würde nicht so schnell vorbeigehen. Denn am Freitag begebe ich mich ja schon auf meine Reise nach Deutschland und dann nach Istanbul. Wenn ich wieder zurück aus Istanbul bin bleiben mir nur noch 10 Wochen, in denen ich auf jeden Fall noch viel reisen und erleben und genießen möchte.
Ich bin so froh, dass ich meine eher sehr spontane Entscheidung nach Montenegro zu gehen, nicht bereue.

Samstag, 6. Dezember 2008

Awards, Awards, Awards

Anna ist Freiwillige des Jahres 2008! Denn am Freitag war internationaler Freiwilligentag und zu diesem Anlass wurden in Podgorica in acht verschiedenen Kategorien Awards verliehen. Am Donnerstag Abend erfuhr ich dann von diesem Ereignis, jedoch ohne weitere Erklärungen. Dadurch wurde dann unsere gesamte Wochenendplanung durcheinander gebracht.
So fuhren wir dann völlig ahnungslos nach einem kurzen Arbeitstag nach Podgorica und waren dann doch ein wenig überrascht über all die schick gekleideten Menschen. Nach einer viertel Stunde serbischer Reden, die weder Anna, Yousuf- ein französischer Freiwilliger, den ich von meinem On-arrival training kenne, noch ich verstanden. Und dann war es soweit: Anna wurde zur besten ausländischen Freiwillgen gekürt. Ich bin so stolz auf sie, selbst wenn die Entscheidung nur auf drei Personen fallen konnte. Netterweise gab es danach ein Buffet mit einigen Weihnachtsplätzchen. Dass war somit meine Einleitung in meine Weihnachtsstimmung. Denn anschließend fuhren Anna und ich zusammen mit einem anderen Freiwilligen aus Montenegro zu „Delta City“, das modernste Einkaufszentrum Montenegros. Dort sah ich dann zum ersten Mal hier einen Weihnachtsbaum und ordentliche, überschwängliche Weihnachtsdekoration wie es sich zu mindestens in Deutschland gehört. Und endlich mal wieder Zara...Und der arme Tom begleitete uns die ganzen zwei Stunden beim Shoppen. Ich glaube er hatte nichts zu tun gehabt. Nachdem wir dann ca. eine dreiviertel Stunde auf den verspäteten Bus warteten kamen wir spät abends glücklich mit unseren neuen Errungenschaften zu hause an und sahen eine weitere Stunde später unseren Zug, den wir eigentlich nehmen wollten, vorbeifahren.
Hier noch ein paar Impressionen von Sanjins 4. Geburtstag und Annas Award:




Mittwoch, 3. Dezember 2008

Montag, 1. Dezember 2008

Mal wieder Kotor, mal wieder kanadische Couchsurfer und Stari Bar

Von Freitag bis Sonntag boten wir unserer Couch bzw. Annas Bett einem Ehepaar aus Kanada an. Ich kann Couchsurfing wirklich empfehlen. Es ist eine tolle Möglichkeit Menschen aus aller Welt mit interessanten Erfahrungen kennenzulernen und gleichzeitig auch noch Wein spendiert zu bekommen. Und nun hatten Anna und ich auch endlich mal einen Grund den alten Teil von Bar zu besichtigen. So fuhren wir also gemeinsam am Samstag bei strömenden Regen mit dem Taxi in das ca. drei Kilometer entfernte Dorf. Da die Touristensaison nun auch vorbei ist waren wir die einzigen Besucher, wodurch wir keinen Eintritt bezahlen mussten.
Im Moment ist vom alten Teil Bars leider nicht sehr viel erhalten aber man kann sich die ehemalige Schönheit und Gemütlichkeit gut vorstellen, wenn man vorbei an den Ruinen auf den abenteuerlichen Wegen läuft. Denn genauso wie die Neustadt Bars wurde Stari Bar während des großen Erdbebens 1979 zerstört und seit dem ist im alten Teil von Bar noch nicht viel geschehen währenddessen die Neustadt komplett neu erbaut wurde.
Nachdem ich nun endlich sagen kann, dass ich nach zwei Monaten nun endlich die „Altstadt“ von Bar gesehen habe, kehrten wir in eine Konoba (traditionelles Restaurant) ein und tranken Granatapfelsaft und aßen Baklava. Ich würde sagen, dass war der schönste Platz auf Erden in dem Moment: traditionell eingerichtet, gemütlich, die Mutter kochte, der Sohn servierte und draußen nieselte es...
Am nächsten Morgen verabschiedeten wir dann die Kanadier, die sich in Richtung Albanien aufmachten, und ich schlief noch einmal ein wenig. Gegen Mittag bekam ich dann eine SMS von Biljana, der Kindergärtnerin, dass wir tatsächlich mit ihr einen Ausflug machen können. So trafen wir uns mal wieder bei strömenden Regen und fuhren zu sechst in einem Auto nach Kotor. Eigentlich beschlossen wir nach Cetinje zu fahren, aber Igor verpasste die Abfahrt und keiner von uns hatte etwas dagegen schon wieder nach Kotor zu fahren. Aber wir waren nicht auf die bevorstehende Anstrengung vorbereitet. Denn nachdem wir 1350 Stufen, falls man sie so nennen kann, erklommen haben, bot sich ein fantastischer Ausblick auf die Altstadt und die Bucht von Kotor. Am Zielpunkt angekommen trafen wir dann drei junge Franzosen die auf dem Weg nach Indien waren und nun Halt in Kotor machten.
Nachdem wir wieder wohlbehalten unten angelangten hatten wir uns einen Kaffee wirklich verdient. Deshalb fuhren wir nach Tivat und verbrachten die nächsten drei Stunden in einem Cafe und hatten eine Menge Spaß. Ich freue mich schon auf unser hoffentlich stattfindendes Tischtennisturnier.

Dienstag, 25. November 2008

Brrr aber ich habe einen Waterpolospieler angefasst!

Endlich mal wieder Waterpolo. Nachdem wir diese Woche gleich zweimal Couchsurfer aufnahmen, beschlossen Anna und ich mal wieder nach Herceg Novi zum Waterpolospiel zu fahren. Da wir Geld sparen wollten versuchten wir unser Glück per Anhalter zu fahren und waren durch eine kurze Fahrt mit der Fähre auch schneller als mit dem Bus.
In Herceg Novi angekommen bezogen wir das selbe eiskalte Zimmer wie sechs Wochen zuvor. So schlief ich schließlich mit drei Decken, zwei Schals, mehreren Schichten von T-Shirts, Pullovern und meiner Winterjacke ein und freute mich die ganze Nacht auf einen warmen Tee am Morgen und auf das Waterpolospiel am Samstag.
Und dieses war wirklich toll! Die Halle war ausverkauft und es war eine super Stimmung. Diesmal spielte Jadran Herceg Novi gegen CNA Barceloneta und gewann nur knapp 7 zu 6. Wahrscheinlich waren Anna und ich sogar im Fernsehen, denn unser Sitznachbar beschloss, dass der Waterpoloclub zu Serbien gehöre und verkündigte dies lautstark und zeigte stolz seine serbische Fahne. Da das Spiel sich gerade in einer sehr spannenden Phase befand zeigte die Aktion nicht gerade den Erfolg den er sich erhoffte.
Nachdem Spiel genossen wir den Abend im selben Restaurant, in dem die Waterpolospieler ihren Sieg feierten. Und der einzige Weg zur Toilette führte nun mal an den Spielern vorbei. Leider war ich zu schüchtern oder einfach nur durch die vielen gutaussehenden Männer überfordert aber ich habe die Chance verpasst sie einfach anzusprechen. Immerhin musste sich auch der Kapitän an mir vorbeizwingen J
Den weitern Abend verbrachten wir dann vor meinem Laptop und schauten eine BBC- Dokumentation über Länder, die noch nicht von der Welt anerkannt wurden sind. Jeder kennt Taiwan und die Regionen Abrachsien und Südossetien in Georgien. Aber ich habe noch nie von Somaliland in Somali, eine Region in Aserbaidschan und Transnistrien in Moldawien gehört. Diese Dokumentation hat mich sehr beeindruckt und ich würde am liebsten all diese Länder sofort bereisen.

Die nächste kalte Nacht wollten wir so früh wie möglich beenden, sodass wir schon um 10.00 Uhr anfingen nach Kotor zu trampen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten kamen wir superschnell voran und sprachen mit interessanten Menschen. So fuhren wir mit einem Venezier und mit einem ehemaligen Waterpolospieler, der uns sein Liebesleid klagte. Ich hoffe seine Exfreundin findet bald eine neue Liebe.
Kotor ist genauso wie Herceg Novi eine Stadt mit einer wunderschönen Altstadt mit vielen kleinen Gassen und schönen Plätzen. Da die Touristensaison mittlerweile zuende ist, waren wir fast die einzigen Besucher und sahen dann sogar noch eine traditionelle Hochzeit die von Folkmusikern mit Trompeten und Tuba begleitet wurde. Leider habe ich den Brautstrauß nicht gefangen.
Da es schon wieder so kalt war, wärmten wir uns bei teurem aber sehr sehr leckeren Kuchen auf bis wir genügend Kraft gesammelt hatten um weiterzutrampen.
Nach insgesamt acht verschiedenen Fahrern kamen wir glücklich wieder in Bar an und hofften auf eine etwas wärmere Wohnung. Seit gestern wissen wir nun, wie wir wenigstens das Wohnzimmer heizen können und schlafen im selben Bett um die Wärme ein wenig zu teilen. Gut, dass ich mir einen wunderschönen Poncho gekauft habe und nun einen tollen Vorrat an Tee habe. Bis bald.

Sonntag, 16. November 2008

Endlich mal wieder tanzen...

Gestern Abend ergriffen Anna und ich endlich die Chance uns mit den anderen Freiwilligen zu treffen. Wir beschlossen den Abend in unserem Stammcafe „Las Ramblas“ zu verbringen und unsere Erfahrungen auszutauschen. Beide Mädchen sind genauso wie ich im September hier angekommen und versuchen hier ein Jugendzentrum aufzubauen. Es war wirklich interessant mit ihnen zu reden auch wenn sie ein wenig zu gläubig waren. So wurde ich ein wenig seltsam angeguckt als ich mir mein Bier bestellte. Und was verschlägt einen Südkoreanerin nach Montenegro? Sie betete für die Länder auf dem Balkan und wollte eigentlich in den Kosovo. Dort gibt es allerdings schon zu viele Freiwillige, die den Glauben verbreiten. Na ja...Aber sie waren nett und wir werden sie bestimmt bald wieder treffen. Leider mussten sie schon um 20.00 Uhr wieder nach Hause. Anna und ich wollten aber unbedingt tanzen gehen und den Abend in der Stadt verbringen, weshalb ich den Abend dann mit Tequila Sunrise fortsetzte. Da wir anscheinend wirklich oft Gäste in „Las Ramblas“ sind, ging dann die nächste Runde aufs Haus. Wir konnten es gar nicht fassen. In all den Jahren in denen ich ins „Zapata“ gegangen bin und White Russian getrunken habe, gab es nie ein Getränk auf Kosten des Hauses. Und hier nach 2 Monaten. Die Zeit vergeht so schnell. Unfassbar, dass ich wirklich schon zwei Monate hier bin. Auf jeden Fall werde ich mich noch lange darüber freuen, dass wir kostenlose Getränke bekommen haben.
Nach einem kurzen Abstecher nach Hause beschlossen wir in ein anderes Cafe zu gehen. Überraschender Weise trafen wir dort Biljana und verbrachten dann den restlichen Abend mit ihr. Zunächst besuchten wir ein Konzert und tanzten dann die nächsten drei Stunden in zwei verschiedenen Clubs zu mehr oder weniger guter Musik. Es war das erste Mal seit zwei Monaten, dass ich mal wieder tanzen war. Ich freue mich schon, wenn ich wieder in der Rose tanzen gehe. Einen Club für Indie oder Ska-Musik gibt es hier leider nicht, aber vielleicht in Istanbul. Denn letzten Sonntag haben wir endlich unser Hostel für Sylvester gebucht. Ich bin schon total gespannt und kann es kaum noch abwarten.
Bis bald

Donnerstag, 13. November 2008

Wir sind nicht die Einzigen!


Es gibt noch andere Freiwillige in Bar! Als wir am Sonntag im Supermarkt einkaufen waren bemerkten wir englischsprechende Leute. Wir konnten nicht anders und mussten sie einfach ansprechen. Und es stellte sich heraus, dass die zwei Mädels- aus Korea und den USA- Freiwillige einer christlichen Organisation sind und bei einer deutschen Familie leben. Da wir unsere Nummern austauschten hoffe ich, dass wir uns bald mal treffen können.
Ansonsten passierte diese Woche nicht viel. Heute war ein schrecklicher Tag im Kindergarten. Mich trifft es mittlerweile nicht mehr so hart, wenn die Arbeit nicht gut läuft. Aber Biljana, die Kindergärtnerin, musste heute weinen, weil sie so unzufrieden mit ihrer Arbeit war. Ich weiß, dass so eigentlich nicht weitergehen kann, aber ich frage mich auch, aus was für einen Elterhaus die Kinder kommen. Wird sich da nach der Toilette nicht die Händegewaschen? Und warum muss für einen fünfjährigen Jungen das Brot in kleine Stücke geschnitten werden? Armer Junge.
In unserer Freizeit waren Anna und ich sehr fleißig. Für Juli nächsten Jahres planen wir einen Jugendaustausch nach Montenegro, um den Spielplatz wieder aufzubauen. Insgesamt sollen dabei Jugendliche aus fünf verschiedenen Ländern teilnehmen. Das wird dann größtenteils von der EU gesponsert, sofern sie unseren Antrag annehmen. Daher muss alles genau geplant werden: alle Kosten, das Programm, die Workshops, die Unterkunft...Aber ich freue mich schon sehr auf die bevorstehende Planung und auf die hoffentliche Durchführung. Bis zum 1. Februar muss alles fertig sein, also noch eine Menge zu tun.
Wenn wir nicht arbeiteten und planten schauten wir uns „Operacija Trijumf“ im Fernsehen an. Das ist praktisch „Deutschland sucht den Superstar“ auf dem Balkan, allerdings besteht die Hälfte der Show aus Big Brother. Natürlich drücke ich Nina aus Montenegro ganz fest die Daumen, aber auch dem armen Kerl, der kein Englisch kann und trotzdem einen Elvissong singen musste.Ich werde euch natürlich weiterhin mit den neuesten News aus dem montenegrinischen Fernsehen versorgen. Bis dahin

Sonntag, 9. November 2008

Sarajevo

Eine Woche voller neuer Eindrücke, Bekanntschaften und des Gedankenaustauschs liegt nun hinter mir und ich bin trotzdem froh wieder in Bar zu sein.
Letzte Woche Samstag fuhr ich bei ca. 25 Grad um sechs Uhr früh mit dem Bus nach Sarajevo. Dies war einer der landschaftlich schönsten Busfahrten, die ich bis jetzt unternommen habe: Die ganze Zeit war ich von den Bergen umgeben und schaute auf die Taraschlucht.
In Sarajevo angekommen, verbrachte ich das Wochenende dann in einer italienischen WG und war somit auch die ganze Zeit mit Italienern zusammen. Am Sonntag beschlossen wir dann mit einer großen Gruppe aus Italienern zu einem Wasserfall zu wandern. Als wir dann endlich den Wasserfall erreichten war ich ein wenig enttäuscht, denn es handelte sich doch nur um einen recht kleinen Wasserfall. Somit war dann das beste des Tages das Abendessen in einer kleinen Hütte am Rande des Wanderweges. Hier gab es keine Elektrizität, sodass wir das traditionelle bosnische Essen bei Kerzenschein und Gesang genießen konnten.
Den Montag verbrachte ich dann größten Teils alleine und besichtigte die Altstadt. Und diese ist wirklich einen Ausflug wert! Hier stehen katholische Kirchen neben orthodoxen und Synagogen neben Moscheen. So kommt es manchmal vor, dass gleichzeitig die Glocken der Kirchen läuten und der Muezzin zum Gebet ruft. Und in der Altstadt kann man sich herrlich in den zahlreichen kleinen Gassen verirren und den Händlern beim Herstellen ihrer Souvenirs beobachten.
Zum Mittag durfte ich dann auch eine Synagoge besichtigen und anschließend leckeres Kantinenessen genießen. Gegen Abend fuhr mich dann Emilio, einer der vielen Italiener in Sarajevo, zum Hotel Hollywood, wo das Training für die Freiwilligen, die ihren europäischen Freiwilligendienst auf dem Balkan tätigen, stattfand. Ich bin ein bisschen traurig, dass ich das Hotel wieder verlassen musste, denn wir hatten sogar einen Whirpool im Badezimmer und die Betten waren riesig.
Während der vier Tage des Trainings unterhielten wir uns viel über bestehende Probleme und wie wir sie lösen können. Während der Pausen gab es viel Zeit für intensive Gespräche, wie es den anderen Freiwilligen bisher ergangen war. Denn die meisten der ca. 40 jungen Menschen kamen wie ich vor anderthalb Monaten auf dem Balkan an. Das schöne an dem Seminar war auch die kulturelle Vielfalt und unsere unterschiedlichen Lebenserfahrung: Ich war die drittjüngste und die meisten hatten schon ihr Studium beendet. Zudem war ich die Woche größtenteils von französisch oder spanisch umgeben. Ansonsten gab es noch Freiwillige aus Belgien, den Niederlanden, Portugal, Griechenland, Polen, Österreich, Deutschland und Tschechien. Gottseidank gab es nur noch ein Mädchen aus Deutschland, denn ich ziehe es im Moment lieber vor Englisch zu sprechen. Ich bin viel zu sehr an Englisch gewöhnt und kann gar keine grammatikalischen Sätze mehr bilden. Am Ende habe ich dann doch versucht wieder deutsch zu sprechen, was mir aber nach wie vor nicht einfach viel.
Insgesamt muss ich sagen, dass das Training sehr hilfreich für mich war und dass ich hier einiges ändern werde. So werde ich zum Beispiel die Kindergärtnerin zwingen mit uns serbisch zu sprechen. Und falls wir irgenwann mal Urlaub nehmen können, habe ich auf jeden Fall genügend Kontakte in Mazedonien, Serbien, Bosnien, Kosovo und Kroatien. Während des Trainings habe ich auch gemerkt, dass ich nicht die einzige bin, die ihre Familie und Freunde so sehr vermisst, was mir sehr geholfen hat. Somit vergingen 5 Tage mit „lustigen“ Spielen aber auch ernsthaften Diskussionen über den Kosovo und den Krieg. Somit denke ich nun ernsthaft über eine neue Studienrichtung nach. Irgendwas mit Politik und Spezialisierung Balkan oder Slawistik. Ich brauch mal eine Studienberatung.Während der Rückfahrt realisierte ich dann, wie sehr ich mich wieder auf Bar und Anna freute. Sie bereite für mich Zimtschnecken vor und sie wollte mich vom Bus abholen. Da dieser aber überraschend direkt zum Busbahnhof fuhr, blieb mir nichts anderes übrig als ein Taxi zu nehmen. Der Taxifahrer erzählte mir das gleiche wie eine Woche zuvor und war nach wie vor stolz auf sein deutsches Auto und seine Frau namens Armenia. Oder vielleicht kommt sie auch aus Armenien und hat irgendwelche Verbindungen zu Deutschland. Zuhause angekommen wurde ich dann von Anna und einem neuen Couchsurfer begrüßt und genossen den Abend in unserer Stammpizzeria.

Samstag, 1. November 2008

Sarajevo

Nun bin ich nach siebenstuendiger Fahrt endlich angekommen und sitze hier in einer italienischen WG, in der die ehemalige Freiwillige wohnt. Ehrlich gesagt, geht es mir heute garnicht gut, aber ich hoffe das aendert sich,wenn am Montag das Seminar beginnt. Bis dahin. Hab euch lieb

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Wir sind wieder legale Personen!

Heute haben Anna und ich endlich, nach mehr als 3 Wochen, unsere Pässe wiederbekommen. Ich war zwar die ganze Zeit legal hier, aber Anna lebt seit einem Monat illegal hier. Nun kann ich beruhigt nach Sarajevo fahren. Und morgen bekommen wir dann sogar unser Geld. Das waren die ersten zwei guten Dinge an diesem Tag.
Nach der Arbeit beschlossen wir dann noch einmal in die Schule zu gehen, um die Englischlehrerin zu treffen. Und tatsächlich gab es Schüler, die sich für uns interessierten. Und da Bar eine kleine Stadt ist kannten wir sie. Die Mädels fuhren uns nahmen uns damals auf unserem Weg zum Madonnakonzert mit ihrem Cabrio ein Stück mit. Deshalb sagte ich, dass ihr Auto sehr schön ist. Damit wir die Schönheit auch weiterhin genießen sollten, schlugen sie vor mit uns nach spontan Ulcinj zu fahren. Diese Stadt wollte ich schon seit einigen Wochen besichtigen aber leider kam immer irgendetwas dazwischen. Wie sich dann herausstellte handelte es sich um eine Besichtigungstour aus dem Auto, denn die Mädchen mussten wieder zur Schule zurück. Aber das was ich, auf der Hinterbank eingequetscht, sah, hat mich beeindruckt. In Ulcinj leben 90 % Albaner und hier beginnt der muslimische Kulturkreis, sodass ich viele Moscheen zu sehen bekam. Ich hoffe, dass ich noch dieses Jahr die Möglichkeit habe, die Stadt erkunden zu können. Eines der Mädchen war schon einmal in Deutschland und konnte damals den Hype der ersten Staffel „Deutschland sucht den Superstar“ miterleben. Wer war noch mal Nikolas? Ich kann mich nur noch an Grazia, Daniel Kübelböck und Alexander erinnern. Und was ist eigentlich aus Daniel geworden?
Nachdem wir wieder zurück waren, traffen wir uns mit einem Israeli, der am „International TV Festival“ in Bar teilnimmt. Morgen werden wir uns dann wahrscheinlich auch ein paar Filme angucken, die im „Hotel Princess“ gezeigt werden. Und wie gesagt, Bar ist eine kleine Stadt, denn eine Frau aus dem Yogakurs arbeitet als Rezeptionistin dort.
Ich denke, dass war es dann für diese Woche. Bis bald

Dienstag, 28. Oktober 2008

PS.:

Übrigens habe ich mich jetzt für ein Vaterpolopraktikum beworben. Ich hoffe wirklich, dass mir jemand antwortet. Jetzt heißt es ersteinmal abwarten

Sind wir nicht tolle Gastgeber?

Denn von Donnerstag bis Sonntag haben wir unsere Couch für „Couchsurfer“ zur Verfügung gestellt. Wenn man eine freie Couch hat und diese für Reisende bereitstellen möchte, kann man sich unter http://www.couchsurfing.com/ registrieren. Ich finde diese Idee sehr praktisch, denn so trifft man die unterschiedlichsten Leute aus den verschiedensten Ländern.
Anna bekam eine Anfrage für Donnerstag von Paul aus England, der für zwei Nächte in Bar bleiben wollte. Da wir hier noch nicht viele Leute kennen entschieden wir uns ihn aufzunehmen. So holten wir ihn dann vom „Hotel Princess“ ab und bereiteten eine köstliche Tütensuppe als Abendbrot zu. Ich bin wirklich neidisch, dass manche Menschen die Möglichkeit haben drei Monate am Stück zu reisen. Leider mussten wir am nächsten Tag arbeiten, sodass wir früh zu Bett gingen.
Am Freitag erklärten wir uns dann als Stadtführer für Paul bereit, die aufgrund mangelnder Sehenswürdigkeiten nach 20 Minuten beendet war.
Überraschenderweise bekam auch ich eine Anfrage über Couchsurfing, obwohl ich erst seit Mittwoch angemeldet bin. Da ich dachte, der nächste Couchsurfer würde erst am Samstag kommen machte ich mir nicht weiter Gedanken über die Unterkunft in unserer Wohnung. So war ich dann sehr überrascht, dass mich Ste am Freitagabend anrief und fragte ob er wir ihn abholen könnten. Da wir spontane Leute sind entschieden wir uns für einen weiteren Mitbewohner aus England.
Am Samstag buk uns Anna dann leckere Zimtschnecken zum Frühstück. Danke Anna! Nachdem wir Paul am Nachmittag verabschiedet hatten, trampten Ste, Anna und ich nach Petrovac. Dies ist ein kleines, niedliches Städtchen, das als Highlight einen Sandstrand zu bieten hat. Das wollten wir unbedingt ausnutzen und nahmen die Badesachen mit. Während uns ein Schwede, der allerdings die meiste Zeit in London lebt, aber in Montenegro geboren wurde, nach Petrovac fuhr, überholten wir Paul, der immer noch auf eine Mitfahrgelegenheit wartete. So hatten wir einen schönen Nachmittag am Meer und ließen den Abend mit einem leckeren Nudelgericht und Bier ausklingen. Dabei zeigte uns Ste seine Fotos von seiner Reise. Er ist ebenfalls schon seit drei Monate unterwegs und war schon in Polen, Rumänien, Ukraine, Albanien und im Kosovo. Die Fotos waren wirklich interessant, besonders die vom Kosovo. Ich hoffe, dass wir irgendwann Urlaub nehmen können, um dann ebenfalls viele Länder zu bereisen.
Am späten Sonntagnachmittag, nach einer heißen Schokolade in „Las Ramblas“ verabschiedeten wir dann auch Ste und wir bereiteten uns auf die nächste Arbeitswoche vor.
Am Samstag werde ich dann nach Sarajevo, Bosniens Hauptstadt, fahren. Dort findet ab Montag mein on-arrival training für den Freiwilligendienst statt, bei dem ich sicher eine Menge tolle Leute kennenlernen werde. Da ich auch etwas von der Stadt sehen möchte, verlasse ich Bar schon am Samstag und werde für zwei Tage bei der ehemaligen Freiwilligen aus Italien wohnen. Ich freue mich schon sehr, denn die Stadt soll sehr schön und sehenswert sein. Ich schreib euch dann. Hab euch lieb

Dienstag, 21. Oktober 2008

Ich wünschte es wär immer Wochenende...

Am Freitag fuhren Anna und ich nach der Arbeit mit dem Bus nach Herceg Novi um dort das Wochenende zu verbringen. Dieser „Kurzurlaub“ war schon lange geplant, denn es fand die Qualifikation für die „Euro League“ im Wasserpolo statt, die wir natürlich nicht verpassen konnten. Eigentlich sollten wir in Kotor in einem Appartement von Ivanas Schwester wohnen. Da hier aber vieles was gesagt wird mit einem „vielleicht“ versehen wird hatten wir also keine Ahnung, wo wir eigentlich schlafen sollten und beschlossen gleich nach Herceg Novi zu fahren, wo sich die ganzen hübschen Wasserpolospieler aufhielten.
Aber ich war mir sicher, dass wir schon irgendwie ein Zimmer finden würden und so genoss ich die wunderschöne Fahrt entlang der Bucht von Kotor. Hier reichen die Hänge der bis zu 1500 Meter hohen Berge bis zum Meer hinunter. So schaut man auf der einen Seite auf ein fantastisches Bergpanorama und auf der anderen Seite auf das spiegelglatte Meer.
Die Bucht von Kotor ist zugleich auch der tiefste Fjord der Adria, was die Fahrt noch schöner machte. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, die Schönheit der Natur zu beschreiben und auch auf Fotos festzuhalten. Man muss es einfach mit eigenen Augen sehen, aber ich hoffe mit den Fotos wenigstens einen kleinen Einblick geben zu können.
Nach der dreistündigen Fahrt fanden wir tatsächlich sofort nach Verlassen des Busses ein Zimmer, denn eine ältere Dame wartete am Busbahnhof auf die nach zimmersuchenden Touristen. So konnten wir eine halbe Stunde später das erste Wasserpolospiel des Wochenende sehen. Das Spiel war relativ gut und natürlich gewann mein Team aus Herceg Novi gegen ein Team aus Ungarn. Um den Abend ausklingen und um den Kurzurlaub einzuläuten gönnten wir uns ein kleines Dinner im Restaurant und einen großen Eisbecher in der hübschen Altstadt. Dabei konnte ich den Salsaklängen lauschen, da im benachbarten Café Tanzstunden gegeben wurden. So ließen wir den Abend gemütlich ausklingen und verbrannten all die aufgenommenen Kalorien während des anstrengenden Treppensteigens in der Altstadt.
Am nächsten Morgen kauften wir auf dem Markt Früchte und Pavlaka, eine Art herzhafter Aufstrich, der aber auch für Soßen genutzt werden kann. So hatten wir ein perfektes Frühstück mit selbstgebacken Brötchen und setzen unser Frühstück in einem Café mit Cappuccino und Kuchen fort und genossen die Sonne. Natürlich konnten wir uns die Altstadt bei Tageslicht nicht entgehen lassen. Warum lebe ich nicht dort? Ich liebe die kleinen Gassen, die steinernen Häuser, die Katzen, die Berge und den herrlichen Ausblick aufs Meer.
Außerdem gibt es einen sehr schönen Laden indem ich mir einfach etwas kaufen musste. So bin ich nun stolze Besitzerin eines Tops und einer tollen Tasche, die ich nicht wirklich brauche. Aber sie wird bestimmt noch sehr praktisch sein. Um nicht noch mehr Geld auszugeben und um die Wärme zu nutzen, lies ich es mir nicht nehmen baden zu gehen. Zwar ist es sehr unbequem sich auf den Steinstrand zu bräunen, dafür ist das Wasser wunderbar klar und sauber.
Am Abend begaben wir uns dann wieder zur Schwimmhalle und ich verfolgte das beste Wasserpolospiel, welches ich jemals gesehen habe. Nicht das ich viele gesehen habe, aber es war wirklich spannend. Es dauerte über fünf Minuten bis das erste Tor fiel und jeder Punkt war hart umkämpft. Das spürte das Publikum und feuerte die Mannschaft kräftig an. Diese Atmosphäre kenne ich nur vom Fussball, zum Beispiel beim Pokalspiel. Ich wünschte mir, dass das Spiel nie enden würde. Leider ging mein Wunsch nicht in Erfüllung, so dass ich mich nur noch auf das Spiel am Sonntag freuen konnte.
Da das Spiel schon früh stattfand frühstückten wir diesmal in der Schwimmhalle und verfolgten dabei das letzte Spiel des Turniers. Da das wichtige Spiel schon entschieden war, gestaltete sich die Entscheidung eher langweilig aber eindeutig: Jadran CBK aus Herceg Novi gewann zum dritten Mal und entschied das Turnier für sich.
Anschließend tranken wir den letzten Cappuccino in der schönsten Stadt, die ich bis jetzt in Montenegro gesehen habe und es fiel mir schwer mich von ihr zu verabschieden. Aber wir wussten, dass der Heimweg diesmal länger dauern würde, denn wir wollten ein wenig Geld sparen. Also beschlossen wir wenigstens nach Kotor zu trampen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde. Nach einer Stunde erbarmte sich endlich jemand uns mitzunehmen, so dass wir insgesamt fünf Stunden brauchten wieder nach Bar und wieder in den Alltag zu kommen.
Aber ich bin mir sicher, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich in Herceg Novi und an der Bucht von Kotor war. Vaterpolo i Herceg Novi volim te!

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Tolle Männer in knappen Badehosen...

...sah ich mal wieder in Budva. Im Durchschnitt habe ich jetzt einmal pro Woche Budva besucht,
allerdings war ich ja auch innerhalb von acht Tagen dreimal dort. Auf jeden Fall war mal wieder Vaterpolozeit in Budva, sodass Anna und ich die Chance nutzten am Dienstag mit dem Bus zu den gutaussehenden Männern zu fahren. Es spielten die Teams aus Budva und Herceg Novi gegeneinander. Ich liebe die Atmosphäre bei den Spielen. Es ist eigentlich wie beim Fussball oder Basketball: Fangesänge und die üblichen Rivalitäten, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass es beim Vaterpolo jemals zu Ausschreitungen kommt.
Apropos Ausschreitungen. Seit Montag finden in ganz Montenegro Demonstrationen der serbischen "Nationalisten" statt, die sich aber zumindestens hier in Bar nur durch ein kleineres Treffen mit großem Fahnengeschwenke äußerte. Im Fernsehen sahen wir dann Montagabend, dass es zu großen Kundgebungen in der Hauptstadt kam. Von Mami erfuhr ich heute, dass die Demonstrationen in Podgorica noch andauern und sich in Ausschreitungen gewandelt haben. Ich habe davon ehrlich gesagt gar nichts mehr mitgekriegt aber ich werde heute Abend mal Nachrichten gucken. Der Grund für all die Aufregung liegt darin, dass Montenegro den Kosovo nun als Staat offiziell anerkennt, worüber Serbien nicht sehr erfreut ist. Ihrer Meinung sollte Montenegro neutral sein, denn schließlich bildeten sie 88 Jahre ein Staatseinheit. Seit 2006 verlor Serbien also zwei Gebiete. Im Moment kann ich mir zum Kosovo noch keine Meinung bilden. In einigen Monaten werde ich mir mal ein Geschichtsbuch aus der Bücherei ausleihen und mich über die Geschichte Serbiens und Kosovos informieren.
Zurück zum Wasserpolo...
Das Spiel war wirklich spannend, denn es endete 8 zu 8. Die meisten Fans kamen natürlich aus Budva und hofften, dass ihre Mannschaft doch noch ein Tor „wirft“ und waren außer sich vor Aufregung. So etwas liebe ich, obwohl ich für die andere Mannschaft war.
Ich trug gestern auch zum ersten Mal mein Glücksarmband, welches mir Maria zum Abschied geschenkt hatte. Danke! Denn es brachte uns wirklich Glück für die Heimreise. Denn leider fährt der letzte Bus nach Bar zwanzig nach acht und das Spiel begann erst 20.00 Uhr. Uns blieb also nichts anderes übrig als zu trampen. Es hielten nicht nur viele Autos, wir fanden sogar eine Mitfahrgelegenheit bis nach Bar. Noch dazu fuhr er wirklich sicher und kannte auch noch die ehemaligen Freiwilligen aus Portugal, denn seine Kinder besuchten ebenfalls den Kindergarten von meiner Organisation. So konnte ich dann gestern Abend glücklich, zufrieden und früh genug einschlafen. Und wenn alles klappt fahren wir am Wochenende nach Kotor und sehen ein Vaterpoloturnier. Oh das wird schön!
Leider verläuft die Arbeit nicht so schön wie die Freizeit, denn bis jetzt war die Woche im Kindergarten ausgesprochen chaotisch und aggressiv. Irgendwie ist es diese Woche schlimmer als zuvor. Ich habe das Gefühl, dass der eine Junge die anderen mit seiner Gewaltbereitschaft ansteckt. Ich weiß, dass keine Kind böse ist, aber wahrscheinlich bekommt er es genauso zuhause vorgelebt. Sein Vater ist im Gefängnis und seine Mutter wird auch schnell laut. Also keine gute Ausgangssituation. Und wie sollen wir das in den paar Stunden im Kindergarten ändern? Gestern hat mich dann ein anderer Junge gebissen. Zwar nur ausversehen, denn das Ziel seines Attentats war Dino, der Gangstersohn. Zum Glück war ich dazwischen, denn sonst hätte er geblutet und nicht ich. Ich würde ihnen ja gerne erklären warum sie aufhören sollen, aber wie ohne Sprachkenntnisse? Über jede Minuten, die ich die Kinder beschäftigen kann, bin ich froh, aber wir können ja nicht den ganzen Tag Kartoffeldruck machen oder mit Wasserfarben malen. Das erinnert mich darin, dass wir noch ein paar Vorlagen für morgen zeichnen sollten, die die Kinder dann ausmalen können. Was die Kinder aber wirklich lieben ist das Klavier. Aber wenn alle auf einmal auf die Tasten hauen will man sich einfach nur die Ohren zuhalten. Aber ich habe es heut geschafft, dass alle nacheinander „spielen“ und es wäre schön, wenn ich ihnen auch ein kleines Stück beibringen könnte. Und ich hoffe wir werden irgendeinen Weg finden, die Gewaltbereitschaft zu senken.
Eine weitere Sache, die mich stört sind meine Lernerfolge mit der Sprache. Ich lerne zwar jeden Tag ein paar neue Wörter, aber wir haben niemanden, der uns die Grammatik erklären kann und eigentlich kann man hier in Montenegro sehr gut mit Englisch überleben. Es wundert mich nicht, wenn man für 20 Jahre in einem Land lebt und noch immer nicht die Sprache kann.
Deshalb beschlossen wir letzte Woche einfach in eine Schule zugehen um dort einen Englischlehrer zu finden. Vielleicht kennt er interessierte Schüler, die Lust haben ein bisschen Englisch zu lernen und uns dafür serbisch beibringen möchten.
Heute setzten wir dann unseren Plan in die Tat um und gingen nach der Arbeit in die Schule. Diese weiterführende Schule sieht zumindestens von außen sehr neu und freundlich aus. Ich sprach dann einfach die erste Lehrerin an, die uns entgegen kam. Zufälligerweise war es die Direktorin. So konnte sie uns sagen, dass wir in einer halben Stunde wieder kommen sollten, denn dann ist Pause, in der wir mit der Englischlehrerin reden könnten. Um die Zeit zu überbrücken tranken wir Capuccino und ich fragte mich, wie wir die Englischlehrerin erkennen sollten. Es stellte sich dann heraus, dass die Direktorin auf uns wartete um uns zum Lehrerzimmer zu führen. Zufälligerweise arbeitet eine Frau aus unserem Yogakurs in der Schule und war genauso überrascht wie wir sie zu sehen. Sie ist bestimmt eine beliebte Lehrerin, soviel wie sie immer beim Yoga erzählt. Nach kurzer Zeit trafen wir dann endlich die Englischlehrerin und erläuterten ihr unser Anliegen, welches sie dann immer gleich der Direktorin übersetzte. Sie war wirklich sehr nett und lud uns ein an ihrem Unterricht teilzunehmen. Das war eine wirklich tolle Erfahrung, einen Einblick in den Schulalltag zu bekommen. Insgesamt besuchen 1000 Schüler diese „Wirtschaftsschule“ und werden später im Tourismusbereich arbeiten oder studieren. Die große Zahl der Schüler zeigt sich dann auch in den Klassen, den meistens lernen ca. 40 Jugendliche zusammen. Das Notensystem reicht hier von eins bis fünf, wobei eins die schlechteste Note ist. Die Klasse, die wir besuchten, schrieb letzte Woche einen Test. Er fiel nicht besonders gut aus. Für die 15-jährigen Schüler war es sicher auch eine schöne Stunde, denn die Lehrerin unterhielt sich eigentlich die meiste Zeit mit uns, so dass sie sich den Rest der Stunde schminken konnten. Aber es gab auch einige interessierte Schüler, die ihre Englischkenntnisse ausprobieren wollten.
Mein Name ist jetzt in der Schule „Franc“, denn er ist wohl einfacher zu merken. Es wäre sicher auch eine gute Idee, den europäischen Freiwilligendienst vorzustellen und Werbung dafür zu machen, denn ich denke nicht, dass die Schüler schon jemals davon gehört haben. Aber ersteinmal abwarten, ob sich die Lehrerin bis nächste Woche meinen Namen merken kann und vielleicht gibt es dann auch ein paar interessierte Schüler, die uns serbisch beibringen wollen. Ich werde berichten. Bis dahin. Hab euch lieb

Sonntag, 12. Oktober 2008

Ich liebe die Sonne

Denn diese Woche schien jeden Tag die Sonne und seit Freitag ist es auch richtig warm. Deshalb habe ich die letzten Tage versucht soviel Sonne wie möglich zu genießen, sodass ich heute einige Stunden am Meer mit meinem „Alles ist erleuchtet“- Buch verbrachte.

Genauso ruhig wie das Wochenende verlief eigentlich auch meine Arbeitswoche. Ich ging nicht mal zum Yoga. Stattdessen warteten wir am Mittwoch auf den Besitzer unserer Wohnung, der mit einem Elektriker unsere Waschmaschine und unseren Ofen reparieren wollte. Wir warteten umsonst und hatten keine Ahnung ob wir jemals wieder unsere Wäsche waschen können. Deshalb ließen wir dann unsere alte, 3 Wochen alte Wäsche am Freitag von Biljana waschen. Und überraschenderweise kam der Besitzer dann abends vorbei. Endlich können wir den Ofen benutzen und Wäsche waschen. Zudem haben wir auch unseren Staubsauger zurückbekommen, so dass ich zum ersten mal seit dem ich hier bin staubsaugen konnte. Ich möchte mein Zimmer auch unbedingt wohnlicher gestalten, aber ich habe gar nicht so viele Sachen zum dekorieren mit. Ich sollte mir mal eine serbische Bravo kaufen und mein Zimmer mit den Postern zukleben.
Zur Feier des Wochenendes verbrachten wir den Abend dann in der Tapas Bar der Stadt mit leckerem Tomatenbrot und heißer Schokolade. Die hatten wir uns echt verdient, obwohl diese Woche eigentlich schnell verging.
Für die Kinder im Kindergarten war diese Woche eine sehr erlebnisreiche. Schließlich gingen wir zum einen wieder auf den gefährlichen, mit Scherben übersäten Spielplatz, zum anderen kauften wir am Dienstag Wassermalfarben. Alle Kinder freuten sich schon wahnsinnig zu malen und fragten mich ständig wann wir sie benutzen. Am Mittwoch durften sie dann vorgezeichnete Ahornblätter ausmalen. Schließlich ist ja Herbst, obwohl bei mir noch überhaupt kein Herbstgefühl aufgekommen ist. Normalweise entsteht dieses Gefühl wenn ich den Geruch verbrennenden Laubes erfasse. Hier wird eigentlich immer irgendwas verbrannt, deswegen ist es nichts besonderes mehr. Außerdem ist es noch viel zu warm und sonnig für einen richtigen „deutschen“ Herbst. Aber ich denke es wird noch lange genug kalt und stürmisch sein.
Auf jeden Fall war ich sehr überrascht, dass wir alle Kinder mit dem Malen beschäftigen konnten. Seit dieser Woche haben wir ein neues Mädchen im Kindergarten. Obwohl sie zwar erst drei Jahre alt ist erstaunt sie mich sehr. Sie hat bis jetzt nicht einmal geweint und sie hat, zumindestens aus meiner Sicht, das schönste Blatt gezeichnet. Und selbst der kleine russische Junge, der sonst nie malt, hat zumindestens fünf Minuten dem Malen seine Aufmerksamkeit gewidmet. Zwar zerstörte er sein Werk danach, aber es war ein Anfang. Und am nächsten Tag zeichnete er sogar ein paar Bleistiftstriche, die Spiderman darstellen sollten. Ich war so stolz seinem Vater das Bild zeigen zu können, denn er zeichnet sonst nicht einmal zu hause.
Am Freitag Nachmittag begann ich dann mit den verbliebenden fünf Kindern Kartoffeldruck. Es beeindruckt mich immer, wie einer der wildesten Jungen so konzentriert und perfekt arbeiten kann. Ich werde am Montag mal ein paar Fotos von den Herbstbildern der Kinder machen.
...
Heute morgen beziehungsweise Mittag genossen wir unser hervorragenden Brunch.

Da der Ofen jetzt auch genutzt werden muss, backten wir Scones, eine Art süße Brötchen. Dazu zauberten wir Omelettes und einen großen Obstsalat, den ich dann heute Abend noch aufessen kann. Und es ist auch noch etwas vom Auberginenauflauf von gestern übrig. Früher hätte ich nicht einmal Aubergine probiert. Mal sehen was ich so alles in 5 Monaten essen werde.
Denn heute bin ich schon genau einen Monat hier. Zum einen erscheint es mir Jahre her, dass ich mich von allen und Jena verabschiedet habe, zum anderen habe ich das Gefühl, dass die Zeit wahnsinnig schnell vergeht. In zwei Monaten werde ich schon wieder für eine Woche in Deutschland sein. Bis dahin werde ich versuchen die Zeit so gut wie möglich zu nutzen und mich mehr meinem serbisch widmen. Denn eigentlich kann man hier auch ohne Serbischkenntnisse überleben. Aber ich will unbedingt im März nächsten Jahres fließend serbisch sprechen können. Ansonsten hoffe ich die Sonne und die lokalen Früchte genießen zu können. Ich bin mir nicht 100- prozentig sicher, aber ich glaube vorhin einen Sharonbaum gesehen zu haben. Außerdem werden hier viele Mandarinen angebaut, von denen mir Biljana eine Menge schenkte.
Ich hoffe nächste Woche wird eine weitere wunderschöne, sonnige Woche. Denn ab Montag soll eine weitere Kindergärtnerin anfangen. Das bedeutet zum einen, dass es nun möglich ist auch mal frei zunehmen und zum anderen hoffe ich, dass sie ein wenig mehr Erfahrung im Umgang mit Kindern mitbringt. Aber ich werde berichten.
Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Abend. Bis bald

Samstag, 4. Oktober 2008

Shoppingwoche

Mo., 29.09.2008
Heute war ein wirklich guter Tag im Kindergarten. Denn wir sind zum ersten Mal mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen. Mit einem deutschen Spielplatz war dieser allerdings nicht zu vergleichen. Zumindestens nicht mit dem was man erwartet, wenn man in Jena zum Spielplatz geht. Ich fand ihn ziemlich gefährlich, denn überall lagen Scherben und alte Flaschen herum. Als Spielgeräte hatten die Kinder eine alte Rutsche und ein sehr, sehr lautes Drehding zur Auswahl. Zwar gibt es ein Schaukelgestell, allerdings keine Schaukeln. Anna und ich planten natürlich gleich wieder, was wir hier alles verändern könnten. Ein Sandkasten wäre zum Beispiel toll und neue Farbe an den Spielgeräten und Mülleimer wären auch nicht schlecht. Das wäre ein tolles Projekt für uns. Auf jeden Fall konnten sich die Kinder so richtig austoben und waren beim Mittagessen auch richtig ruhig.
Am Nachmittag wurde ich dann von Herrn Dabović abgeholt. So konnte ich nun endlich einen Teil seiner Familie kennenlernen. Sein Bruder lebt zusammen mit seiner Frau am anderen Ende der Stadt in einem schönen Haus mit einem riesigen Garten. Und die Frau kann wirklich gut kochen. Leider habe ich ja schon im Kindergarten gegessen, weshalb ich nur die Hälfte von allem essen konnte. Neben Suppe gab es Reis mit Hühnchen, Gurkensalat, Kraut und selbstgemachten Käse. Nach dem Essen schaute dann auch noch eine Tochter vorbei, die ein wenig deutsch spricht.
Ljubo Dabović verabschiedete sich schon bald, denn er stand schon um 06.00 Uhr vor der Kamera des Frühstücksfernsehens. Ich wurde dann auch bald von Yoko, Ljubos Bruder, heimgefahren, denn ich wollte ja noch zum Yoga. Natürlich war dieses Mal Thema Nummer 1 das Madonnakonzert und wie lange wir alle gebraucht haben, um wieder nach Hause zu kommen. Ich glaube der ganze Kurs besuchte das Madonnakonzert. Und ich bin so froh, dabei gewesen zu sein, denn das Konzert hat meine Gefühle hier echt verändert. Zwar liebe ich weiterhin Jena, aber ich fühle mich wohl hier und beginne das Land lieben zu lernen.

Di., 30.09.2008
Im Kindergarten verlief es heute wirklich ruhig, denn wir mussten heute nur auf sechs Kinder aufpassen. Denn heute ist Bayram. Es ist das muslimische Fest, welches zum Ende des Fastenmonats Ramadan gefeiert wird. Da hier 20 % der Einwohner Muslime sind, zeigte sich das also auch auf Arbeit. Das finde ich wirklich toll, auch das Leben und Gebräuche anderer Kulturen und Religionen zu erleben.
Nach der Arbeit kauften Anna und ich einen kleinen Kaktus, unsere „Freiwilligenpflanze“, die wir so an die nächsten Freiwilligen weitergeben können.

Mi., 01.10.2008
Schlechtes Wetter ist auch schlecht für die Kinder, denn dann können wir nicht rausgehen. Dafür verbrachten Anna und ich dann den Nachmittag im „Las Ramblas“ und tranken leckere heiße, spanische Schokolade. Eigentlich ist es Schokoladenpudding. Denn Rest des Tages verbrachten wir damit auf Joanna zu warten. Joanna ist die neue Freiwillige aus Polen, die mit uns zusammenwohnen wird. Gestern landete sie in Belgrad, sodass sie heute in Bar ankommen müsste.

Do., 02.10.2008
Joanna kommt nun doch nicht. Nachdem ich irgendwann Ivana angerufen habe und nachgefragt habe, hatte wir die Gewissheit. Einerseits bin ich froh, dass wir zu zweit bleiben, aber ich war auch sehr gespannt und habe ich mich auf eine neue Person gefreut. Vielleicht kommt sie ja nächstes Jahr.
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Wir werden nun alle heißen Schokoladen in ganz Bar ausprobieren. Vom „Cafe Turist“ hat man einen tollen Blick aufs Meer und auf den Hafen und kann dort entspannen. Zuvor hatte ich mir auch eine neue Jeans gekauft, denn leider ist meine Lieblingsjeans kaputt gegangen. Aber für 30 Euro war sie eigentlich ganz günstig.
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Am Abend war ich dann wieder bei Familie Dabović eingeladen, denn Ljubo wird am Freitag wieder nach Deutschland fliegen. Diesmal waren eine Menge Leute eingeladen und ich wurde freundlich aufgenommen. Eine Frau versuchte sich mit mir in französisch zu unterhalten, wahrscheinlich weil es die einzige Fremdsprache war, die sie ein wenig beherrschte. Ich habe nun ihre Telefonnummer, denn ihre 15-jährige Tochter spricht englisch. Ich lernte auch die Kinder von Sandra, Yokos Tochter, kennen. Der große Sohn, sieben Jahre, spricht ein wenig deutsch und unterhielt sich mit mir. Nach einer Stunde gestand er mir dann seine Liebe und auch sein kleiner Bruder schien mich ins Herz geschlossen habe. Insgesamt war es ein sehr schöner Abend, obwohl ich auch gern ein wenig mit Ljubo gesprochen hätte. Ich hoffe, wir sehen uns in Deutschland mal wieder.

Fr., 03.10.2008
Ich hatte total vergessen, das heute in Deutschland Feiertag ist. Aber „Der Tag der deutschen Einheit“ wird ja auch nie groß gefeiert, da kann man das auch mal vergessen.
Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier noch relativ warm. Ich habe mir schon die ganze Zeit vorgenommen mindestens einmal im Meer baden zu gehen. Da es heute wirklich warm war, musste ich das Wetter unbedingt nutzen. Und es war gar nicht so kalt, aber es war echt anstrengend ins Wasser zu kommen, weil es hier nur große Steine gibt, die einen über die Füße rollen. Nun war ich endlich mal baden, wahrscheinlich auch für das letzte Mal in diesem Jahr.

Sa., 04.10.2008
Schon um 10.00 Uhr fuhren Anna und ich mit dem Zug nach Podgorica. Ich wollte einen neuen, schöneren Eindruck von der Hauptstadt bekommen. Denn was ich vor drei Wochen vom Busbahnhof aus gesehen habe, hat mich eher abgeschreckt. Damals dachte ich, dass diese 175.000 Einwohner „große“ Stadt nur aus hässlichen Wohnblöcken besteht. Aber mein Reiseführer versprach mir, dass es auch einige schöne Stadteile gibt.
Im Zug wurden wir dann von der Polizei kontrolliert. Dummerweise haben wir unsere Pässe vergessen und die Beamten sprachen nur Serbisch. Eigentlich war es gut, dass wir keine Pässe dabei hatten, denn Anna ist im Moment eigentlich illegal hier. Nächste Woche müssten wir endlich mal unsere Pässe abgeben und uns hier anmelden lassen. Aber das muss Ivana machen und ich hoffe sie kommt nächste Woche mal in den Kindergarten. Glücklicherweise vertrauten uns die Polizisten, dass wir doch keine bösen Menschen sind und ließen uns weiterfahren.
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Resümierend muss ich sagen, dass Podgorica wirklich schöne Ecken besitzt. Es gibt viele Cafés hier, in denen aber hauptsächlich Männer saßen. Natürlich mussten wir die heiße Schokolade ausprobieren.
Wie in richtigen Städten gab es auch hier eine Haupteinkaufsstraße, welche wir auch gleich ausnutzten. Ich habe nun endlich einen Poncho und noch eine neue Jeans, denn für 20 Euro konnte ich nicht nein sagen.
In manchen Stadtteilen fühlt man sich eher wie in einem Dorf, so zum Beispiel im muslimischem Viertel. Nicht alle Straßen sind geteert und viele an vielen Häusern wächst der Wein. Da ich Moscheen liebe, wollte ich auch unbedingt Podgoricas Moscheen sehen. Zwar sind sie ganz klein, aber wirklich schön. Die ältere stammt aus dem 16. Jahrhundert. Ich möchte auf jeden Fall noch mal nach Podgorica kommen, allerdings bei schönerem Wetter, denn es regnete die ganze Zeit.
Zurück in Bar entschieden wir dann Pizza essen zu gehen, denn wir hatten heute außer frühstück noch nichts gegessen. Wir werden hier oft gefragt, ob wir russisch sprechen. Wahrscheinlich kommen die meisten Touristen aus Russland oder es ist dann die einzige Fremdsprache, die sie beherrschen. Als wir dann erklärten, dass wir aus Finnland und Deutschland kommen, rief der Kellner den Koch, der für 10 Jahre in Deutschland lebte. Ich bin immer wieder erstaunt, wie bekannt Jena ist, bzw. die Optik aus Jena ist. Auf jeden Fall werden wir dort öfters Pizza essen, denn die Pizza aus dem Supermarkt ist auch nicht billiger und unser Ofen funktioniert ja im Moment eh noch nicht.
Den Rest des Abends werden wir wahrscheinlich mit Eis und dem „Sex and the City“ Film genießen. Ich hoffe morgen wird das Wetter wieder besser und wir können am Strand sitzen.
Hab euch lieb, Bis bald

Samstag, 27. September 2008

Madonna, Wasserpolo und die "deutsche Delegation"


Hallo meine Lieben,
ich muss euch sagen, dass es mir die letzten zwei Tage richtig gut ging. Zwar ging es mir heute Morgen nicht besonders gut, denn am Wochenende vermisse ich euch immer sehr und außerdem haben wir mal wieder kein Wasser. Also nicht gar kein Wasser, aber es ist einfach zu wenig um zu duschen oder Haare zu waschen. Und das ließ meine Stimmung mal wieder schwanken. Aber nun lieber zu den tollen Erfahrungen:
Denn am Donnerstag war ich auf dem Madonnakonzert! Ich kann es selber kaum glauben. Dabei mag ich Madonna gar nicht so sehr und die neue CD finde ich langweilig. Aber das Ticket hat nur 35 Euro gekostet. Und wann sieht man Madonna schon für 35 Euro? Also trampten Anna und ich mal wieder nach Budva und ich konnte so zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Cabrio fahren. Ich glaube, ich werde mir später keins kaufen. In Budva wollten wir uns dann mit einer Freundin von Anna, Indre aus Litauen, die ihren Freiwilligendienst in Mazedonien verbringt, treffen.
Das Konzertgelände befand sich nicht direkt in Budva, sondern im nächsten Küstenort. Eigentlich wollten wir mir dem Bus fahren, aber aufgrund des endlos langen Staus entschieden wir zu laufen. So konnten wir auch die vielen albanischen, bosnischen und mazedonischen Busse bestaunen. Mindestens 24 Busse aus Albanien und 60000 Menschen mussten ja irgendwie zum Konzert kommen.
Nach 1,5 Stunden trafen wir endlich Indre und konnten uns auf das Konzert freuen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass sich die 35 Euro wirklich gelohnt haben. Es war wie zu erwarten eine Show der Superlative. Ich will nicht wissen wie viel Strom sie verbraucht hat und was diese Tour kostet. Neben ein paar hundert Bühnenstrahlern, vier großen Leinwänden und vielen Tänzern wurde das Konzert von einer Lasershow begleitet. Nach zwei Stunden ging dann das Konzert zu Ende und ich beneidete Madonna. Denn sie lag bestimmt lange vor mir im Bett, denn sie flog sofort nach dem Konzert mit ihrem Helikopter davon. Und wir mussten wieder nach Budva zurücklaufen und irgendwie nach Bar kommen. Gegen 2.30 Uhr kamen wir dann mit sehr sehr schmerzende Füßen in Budva an. Und wie sollten wir nach Bar kommen? Wir mussten am Freitag arbeiten und der erste Bus fuhr erst wieder um 6.00 Uhr. Deshalb blieb uns nichts anderes übrig als mal wieder zu trampen. Genügend Autos fuhren ja. Nach einer viertel Stunde hatten wir dann auch endlich Glück. Eigentlich fuhr das Auto nur nach Sutomore, die Stadt vor Bar, denn der Fahrer musste nach Podgorica. Zum Glück ist Anna Finnin. Denn der nette Mann hat dort Freunde und fuhr uns nur weil Anna auch aus Finnland kommt bis nach Bar. Das war so lieb. So konnte ich dann um 4.15 Uhr meine 2,5 Stunden Schlaf genießen. Ich hatte echt Angst, wie ich den nächsten Tag durchstehen sollte. Aber überraschender Weise war ich um 7.00 Uhr wacher als sonst und auch am Rest des Tages verspürte ich keine Müdigkeit. Außerdem freute ich mich schon die ganze Woche auf Freitag. Denn da sollte ich endlich Petars Vater treffen. Für alle die mit dem Namen nichts anfangen können: Petar war Mamis Exfreund und verstarb leider letzten Winter. Er ist auch der Grund warum ich letztendlich in Montenegro gelandet bin. Denn ich weiß, dass seine Familie hier lebt. Deshalb rief ich auch im Mai Petars Vater an, um ihn zu berichten, dass ich nach Montenegro kommen werde. Er selber lebt in Nürnberg, setzte sich aber sofort mit meiner Organisation in Bar in Kontakt. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört und hatte leider auch nicht die Adresse seiner Familie. Am Dienstag erzählte mir dann Ivana, dass Ljubo (Petars Vater) zusammen mit ein paar Deutschen, Ivana nannte sie die „deutsche Delegation“ uns im Kindergarten besuchen wird. So traf ich dann gestern endlich Petars Vater und er war wirklich sehr nett zu mir. Gemeinsam mit Ivana gingen wir einen Kaffee trinken und sie stellte ihre Organisation den deutschen vor. Aber ich glaube nicht, dass sie irgendeine Unterstützung erhalten wird. Für mich war dieses Treffen sehr praktisch, denn am Montag wird mich dann Ljubo vom Kindergarten abholen und ich werde endlich die Familie kennenlernen. Ich freue mich schon so sehr! Nachdem ich mit Ivana noch durch ein paar Einrichtungsläden gestreift bin, war ich pünktlich zum Mittagessen zurück. Der Rest der Arbeit verlief sehr ruhig, denn zum einen war Ivana anwesen und zum anderen schienen die Kinder allgemein ruhiger.
Nach einem kurzen Spaziergang mit einem tollen Blick aufs Meer fuhren Anna und ich schon wieder nach Budva. Ich bin jetzt schon zwei Wochen hier und war schon dreimal in Budva. Der Grund unseren erneuten Ausfluges war, dass wir zum einen Indre treffen wollten und zum anderen Wasserpolo (Wasserball) sehen. Wasserpolo ist hier der Nationalsport. Montenegro ist aktueller Europameister und belegte Platz 4 bei den olympischen Spielen. Deswegen habe ich mir vorgenommen, wenigstens ein Spiel zu sehen, um dann zu entscheiden, ob ich es mag oder nicht. Und ich muss sagen, dass ich nach dem halben Jahr wahrscheinlich ein riesiger Fan von Wasserpolo bin. Die Atmosphäre war einfach toll. Wie beim Basketball oder Fussball mit den gleichen Gesängen und Rivalitäten. Und es muss ein unglaublich anstrengender Sport sein. Und das tolle an dem Sport ist, dass man unglaublich viele gutaussehende Männer und kurzen Badehosen zu sehen bekommt. Also bei der nächsten Europameisterschaft bin ich dabei.
Ich freue mich über eure vielen tollen, aufmunternden Kommentare und Nachrichten. Ich will wirklich nicht aufgeben, denn ich will in sechs Monaten stolz auf mich sein. Aber es ist einfach die Herausforderung meines Lebens. Und leider schrieb ich in der letzten Woche meistens mit schlechter Laune und Heimweh. Vielleicht ändert sich das irgendwann und ihr lest nur noch tolle Erfahrungen. Ich freue mich auf jeden Fall erst mal auf Montag. Die Fotos vom Madonnakonzert und vom Wasserpolo folgen demnächst. Leider habe ich beim Konzert nur mit dem Handy fotografiert, aber wenigstens habe ich Fotos. Bis bald. Hab euch lieb.

Montag, 22. September 2008

Die nächsten Europameister im Paartanz kommen aus Montenegro

Dies ist nun die Zusammenfassung von Freitag bis Montag.

Freitag 19.09.2008

Diesen Freitag verlief es im Kindergarten wirklich ruhig. Dies lag daran, dass Billiana, die Kindergärtnerin, ihre Abschlussprüfung in der Uni hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich studiert, denn die einzige Uni des Landes befindet sich in der Hauptstadt Podgorica. Auf jeden Fall sprang Ivana, die Chefin meiner Aufnahmeorganisation ein. Sie strahlt einfach eine unglaubliche Autorität bei den Kindern aus. So ruhig war es die ganze Zeit nicht. Allerdings finde ich es eigentlich in Ordnung, wenn Kinder Kinder sein dürfen und auch mal kurz lauter werden oder miteinander kämpfen. Aber so wie sie sich sonst benahmen finde ich es auch nicht gut. Nicht mal Billiana kann sich richtig durchsetzen. Das gute ist, wir können viel verändern. Aber nicht nur das es ruhiger war, auch die Kinder waren freundlicher und es scheint als fassen sie langsam Vertrauen. Aber erst mal abwarten, wie es nächste Woche verläuft. Seit 2 Wochen besucht auch ein russischer Junge den Kindergarten. Ich denke, für ihn ist es auch ziemlich schwer, denn er spricht die Sprache auch nicht bzw. spricht er immer russisch. Er war bis jetzt immer sehr aggressiv gegenüber uns und den anderen Kindern und hatte seine eigene kleine Show. Aber am Freitag spielte er kurz mit mir und war sogar bereit Spielzeug zu teilen. Und ich glaube er freundet sich langsam mit Nina an. Es war fast wie ein Erfolgserlebnis.
Um 15.00 Uhr hätten wir dann eigentlich gehen können, aber es sollte noch eine Frau kommen, um uns eine CD für die „Manifestation“ geben. Die sogenannte Manifestation ist eine Art Konzert für Kinder anlässlich des Weltkindertages am 20.November. Aber fragt mich nicht, warum dies jetzt stattfindet. Auf jeden Fall warteten wir bis 16.00 Uhr und beschlossen dann einen Zettel zu hinterlegen.
Und dann kam mein Heimweh wieder zurück. Besonders als mich Petra anrief, um mir zu berichten, dass Dorina gut in Chile angekommen ist. Mitten im Supermarkt musste ich schluchzen.
Anna und ich waren beide ziemlich müde, sodass wir beschlossen eine DVD auszuleihen. So schauten wir dann „Sweeney Todd“. Allerdings sind die DVDs hier alle selbstgebrannt. Deswegen dauerte der Film auch nur eine Stunde. Ich habe fast nichts verstanden, obwohl er auf Englisch war. Aber auch Anna, die ein Jahr in den USA lebte, verstand nichts. Außerdem wurden uns die entscheidenden Szenen vorenthalten. Ich muss ihn noch mal in Deutschland gucken und mir die Filmmusik kaufen, denn die war wirklich toll. Ich wollte dann noch unbedingt „Sex and the City“ als Film gucken, denn den habe ich Deutschland verpasst. Er war so schön, dass ich ihn am Samstag gleich noch mal geschaut habe. Und es war bestimmt nicht das letzte Mal.

Samstag 20.09.2008

Am Samstag mussten wir schon um 8.00 Uhr aufstehen, um die Bühne für die „Manifestation“ zu dekorieren. Wir trafen auch Billiana vor dem Haus der Kulturen, wo die Veranstaltung stattfinden sollte. Ich hätte noch 25 Minuten länger schlafen können, denn erst dann erschien Ivana, um uns aufzuschließen und zu helfen. Zudem gab es noch einige andere Helfer. Neben Ivanas Mutter, die mir immer gerne ihr deutsches Fremdsprachenwissen präsentiert, halfen auch ein paar Mädchen beim Aufblasen der schier endlosen Luftballons. Ich wusste, dass ich sie ansprechen sollte, denn das war die beste Gelegenheit jemanden von hier kennenzulernen. Nach einiger Zeit sprach ich sie dann tatsächlich an und ich bin wirklich froh, dass ich das gemacht habe. Zum Glück konnten sie alle Englisch. Auf jeden Fall habe ich nun 2 Handynummern und kann mich melden, wenn mir langweilig ist. Ich denke, ich werde das nächste Woche tun, wenn ich den alten Teil von Bar besichtigen werde.
Nach der Dekoration der Bühne durften wir zum Friseur. Denn ein Sponsor der „Manifestation“ ist das „Studio Magic“. Ich war wirklich gespannt, was sie mit meinen Haaren anstellen würden und wie wir kommunizieren sollten. Nach bestimmt zehnminütigem Haarewaschen saß ich dann endlich auf dem Frisierstuhl. Gottseidank rief mich Ivana an, um mich zu fragen, was für eine Frisur ich möchte, damit sie das der Friseurin erläutern konnte. Sie entschied sich dafür, dass meine Haare glatt werden sollen und ich bin ihr sehr dankbar. Ich liebe glatte Haare! Ich denke, es war bestimmt nicht das letzte mal, dass ich diesen Friseur besucht habe.
Um 18.00 Uhr startete dann endlich die Manifestation. Nachdem unsere Kinder ihren großen Auftritt hinter sich gebracht hatten, durften auch Anna und ich den Rest der Show im Publikum verfolgen. Billiana und ihre Schwester versuchten uns die wichtigsten Sachen zu übersetzen und zu erklären. Das beste an der Show war, dass auch einige Folkstänze aufgeführt wurden. So zum Beispiel Montenegros berühmtester Tanz und einige Südserbische Tänze. Das war wirklich toll, denn manche verbanden auch Bauchtanzelemente in ihre Tänze. Zudem tanzten einige Kinder perfekten Paartanz. Meiner Meinung nach könnten sie bei den nächste Europameisterschaften im Paartanz teilnehmen. Wer weiß auf wie viel sie verzichten müssen.
Nach der Show lernte ich dann noch Ivanas Schwester, die berühmteste Journalistin der Stadt- sie erinnerte mich an Rita Kimmkorn aus Harry Potter- und die falsche Frau Dabovic kennen. Nun bin ich wieder auf der Suche nach der richtigen Familie Dabovic, die Verwandtschaft in Deutschland hat.

Sonntag 21.09.2008

Heute wollten Anna und ich Budva besichtigen. Diese Küstenstadt ist eine der touristischsten Gegenden in Montenegro. Wir fuhren also für 3 Euro eine Stunde mit dem Bus an der malerischen Küstenstraße und hatten einen tollen Blick auf das Meer.
Budva ist wie ein kleines Dubrovnik. Man zwängt sich also mit vielen Touristen durch die vielen kleinen, süßen Gassen und kann dabei viel Unsinn, aber auch schöne Schuhe kaufen. Das Highlight dieser Stadt war für mich allerdings die orthodoxe Kirche. Ich habe noch nie eine besichtigen können, weshalb mich die farbenfrohe Ausstattung sehr überraschte. Auch wenn Budvas Altstadt sehr schön ist, konnte ich nicht richtig genießen. Denn wie schön wäre es, wenn ihr dabei gewesen wärt.
Unsere Rückfahrt lenkte mich zum Glück wieder ab. Denn wir entschieden uns zu trampen. Falls wir keine Mitfahrgelegenheit finden sollten, hätten wir immer noch den Bus nehmen. Doch wir hatten Glück. Zuerst fuhren wir mit Boris, der schon als Tennislehrer in der Bundesliga in Hagen gearbeitet hatte. Ich war mir nicht sicher was ich ihm glauben sollte und was nicht, aber er sprach gut deutsch. Freundlicherweise hielt er dann noch an einem Aussichtspunkt und fotografierte uns vor der Hotelinsel Sveti Stefan. Hier war dann die erste Fahrt auch zu Ende. Doch nach ein paar Minuten saßen wir im Auto eines Jungen Mannes, der leider kein Englisch sprach und wir ja noch kein serbisch. Aber er war auch ganz nett. In Sutomore machten wir uns dann erneut auf die Suche und fanden schließlich jemanden, der uns bis nach Bar fuhr. Soweit wir es richtig verstanden haben, ging er danach in den Irish Pub „etwas“ trinken. So roch und sah er auch aus. Aber wir leben noch und es war eine tolle und lustige Erfahrung.

Montag 22.09.2008

Bis jetzt hasse ich den Tag. Er war grauenhaft. Er fing schon schlecht am Morgen an, denn am Morgen habe ich meistens großes Heimweh. Und die Kinder waren heut einfach nur schrecklich. Sie schrieen die ganze Zeit und wollten nicht hören. Zur Ablenkung gingen wir mit ihn in den winzig kleinen Garten hinter dem Kindergarten, doch auch das half nicht viel, denn einige von ihnen verschwanden durch die Büsche und Anna und Billiana mussten ihnen hinterher rennen, während ich auf den Rest aufpasste. Zudem hinterließen sie ein riesiges Chaos in dem kleinerem Zimmer. Ich war wirklich nicht bereit das aufzuräumen. Es dauerte ganze zwei Stunden, bis sie endlich anfingen auszuräumen. Und ich hasse es zu schreien. Ich glaube ich war noch nie zuvor so laut. Ich will eigentlich gar nicht laut sein. Das brachte mich echt zum Verzweifeln. Nicht mal Billiana konnte sich durchsetzen. Ich war am Ende echt an dem Punkt, wo ich dachte „Ich will hier weg!“. Aber ich will noch nicht aufgeben. Wenn es mir in einem Monat immer noch so schlecht geht, sollte ich wirklich darüber nachdenken, ob ich dafür geschaffen bin. Ich weiß nur, dass ich keine Kindergärtnerin werde und auch keine ausgebildete Pädagogin bin.
Ich hoffe am Abend wird es mir besser gehen. Das montenegrinische Yoga macht wirklich Spaß. Aber mir graut es schon vor morgen.
Bis bald
Und versorgt mich mal mit Welt- Deutschland- und Jenanachrichten.
Vermiss euch

Donnerstag, 18. September 2008

Ablenkung!

Das ist es was ich gegen mein Heimweh brauche. Und ich wollte schon von Anfang an hier einen Tanzkurs besuchen.
Deswegen ging ich mit Anna, meiner finnischen Mitbewohnerin, am Dienstag gemeinsam zu einem Hip Hop- Tanzkurs. Anna war eigentlich die ganze Zeit schon abgeneigt und ich muss auch sagen, das mir der Hip Hoper- Lifestyle nicht zusagt und ich mich nie so kleiden würde. Deswegen fühlten wir uns auch sehr unwohl. Eigentlich hat das Tanzen Spaß gemacht, auch wenn es schwer war, die gesamte Choreographie im Kopf zu behalten. Aber wir sind nun mal keine Hip Hoper und ich fand es auch schade, dass sich niemand für uns interessierte. Warum auch? Sie haben ja alle Freunde. Trotzdem standen Anna und ich danach in unserem Esszimmer und versuchten uns an den Tanz zu erinnern. Und das üben wir jetzt jeden Tag. Aber den Tanzkurs werden wir nicht weiter machen. Im Oktober wird ein Lateinamerikanischer Tanzkurs starten, den wir auch ausprobieren wollen.
Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit im Kindergarten schon Alltag geworden ist, obwohl es dort eigentlich keinen richtigen Alltag gibt. Das einzige was jeden Tag gleich ist, das um 10 Uhr gefrühstückt wird und um 12 Uhr Mittagessen. Was ich wirklich schade finde, ist, dass wir nicht rausgehen. Ich habe heut Billiana, die Kindergärtnerin, gefragt, ob wir rausgehen könnten, aber sie meinte es ist zu kalt. Sie ist aber im Grunde wirklich offen für Vorschläge, aber sie macht leider nicht die Regeln, sondern die Chefin. Ein anderes Problem ist auch, dass wir meistens den Kindern das Spielzeug hinterher räumen. Ich stand dann heut fast 10 Minuten da, um 2 Jungs zu sagen, dass sie aufräumen sollen. Das war ein Kampf, aber am Ende räumten sie auf.
Ich will hier auch gar nicht alles verändern, aber es stört mich, dass hier der Geräuschpegel viel viel lauter ist als in deutschen Kindergärten.

Eine weitere Ablenkungsmaßnahme war der Besuch beim Yoga-Kurs am Mittwoch. Anna geht dort schon länger hin und nahm mich deshalb mit. Schon von Anfang an hat es mir Spaß gemacht. Viele der Frauen, die zum Teil 20 aber auch zwischen 30 und 40 Jahren alt sind, sprechen Englisch und waren auch sehr aufgeschlossen. Sie erkundigten sich, woher ich komme und was ich hier so mache. Auch die Übungen haben mir Spaß gemacht, wahrscheinlich auch, weil sie noch nicht so anstrengend waren. Mal sehen wie es heute wird.
Nach dem Kurs wird man dann von der Trainerin zum Wiegen auf eine Wunderwaage gebeten, die einem verrät wie viel man abnehmen muss. Von mir war sie wirklich begeistert, denn ich muss wirklich nicht abnehmen, eher zunehmen, denn ich habe diese Woche wirklich nicht viel gegessen. Ich hatte auch nie zwischendurch mal Hunger, was für mich sehr selten ist. Ich hoffe, das ist einfach die erste Woche und ich habe heute auch bei unserem Nachmittags- Mittagessen wieder viel gegessen. Bis jetzt habe ich auch immer vergessen, Vitamine zu mir zu nehmen, sodass ich mich heute gezwungen habe, mal wieder Obst zu essen.

Ich glaube, ich habe im Moment so viel Heimweh, weil mir die Sprache so schwer fällt. Ich habe nie erwartet nach 4 Tagen mich verständigen zu können, aber das macht mir das Leben hier so schwer. Ich weiß, dass ich mir jeden Tag ca. 10 Vokabeln merken sollte, aber im Moment bin ich gerade dabei das Kyrillische Alphabet zu lernen, denn dieses Alphabet lernen die Kinder hier zu erst. Außerdem wäre es toll, wenn wir einen richtigen Sprachkurs hätten, denn dann würde ich die Sprache noch schneller lernen. Im Moment üben wir immer Morgens eine halbe Stunde mit Billiana.
Heute waren die wichtigsten Wörter „Tri mala vuka“ – Drei kleine Wölfe. Es gibt im Kindergarten nämlich auch einen Fernseher, wo wir die Kinder nach dem Essen hinsetzen können. Heute schauten wir dann die „3 kleinen Schweinchen und der Wolf“. Ich sollte das öfters gucken, den es war auf Englisch mit serbischem Untertitel. So könnte ich am besten lernen.
Mal sehen wir der Tag morgen abläuft. Am Samstag gibt es eine große Feier der Kindergärten, einigen Schulen und Tanzschulen. Auch mein Kindergarten ist dabei, weshalb wir dekorieren müssen. Ich bin schon sehr auf die Auftritte gespannt.

Ich danke euch übrigens für die Information aus Jena vom Sportbereich. Ich sag ja, Jena wird gleich in die 4. Liga absteigen. Ich hoffe ihr sagt mir, wenn es einen neuen Trainer gibt und wie der FC gespielt hat. Das wäre sehr lieb von euch.
Ich hoffe, euch geht’s allen gut. Ich vermisse euch

Montag, 15. September 2008

Ankommen und erste Überraschungen

Nun bin ich endlich den ersten Schritt gegangen und es ist der schwierigste meines Lebens. Ich habe echt Heimweh.
Am Sonntag um 7.30 Uhr stiegen Mami und ich in den Zug am Westbahnhof und begaben uns auf die Reise zum Frankfurter Flughafen. Ich war wirklich besorgt, wie das mit meinem Gepäck wird, denn ich hatte zwei Gepäckstücke und fast 10 Kilo Übergepäck. Aber ich hatte richtig Glück, der Mann vom Schalter war so nett, dass ich nichts bezahlen musste.
Dann hatten wir eigentlich noch jede Menge Zeit, aber leider verging sie wie im Flug. Nach dem letztem Essen auf deutschem Boden, wir aßen „Enchiladas de pollo“, musste ich mich nun endgültig von Mami verabschieden. Alleine verbrachte ich die relativ kurze Zeit in der Wartehalle mit einem gemischtem Publikum aus ein paar Touristen, Montenegrinern und Menschen, die wahrscheinlich ihre Heimat besuchen wollten.
Natürlich versuchte ich gleich meine nicht vorhandenen Serbischkenntnisse im Flugzeug anzuwenden, um mir einen Orangensaft zu bestellen. Es war nicht von Erfolg gekrönt, so dass ich es auf Englisch probieren musste.
Nach einem kurzen Schläfchen, denn der Flug dauerte ja auch nur 2 Stunden, bereitete ich mich schon einmal in innerlich darauf vor, wie ich mein Taxi finden sollte.
Aber der Anflug lenkte mich wieder ab, denn der Ausblick war einfach fantastisch: die hohen Berge, das grüne Tal und der riesige Shkoder-See. Montenegro begrüßte mich aber mit dunklen Wolken und Regen.
Glücklicherweise wartete dann auch noch der Taxifahrer mit einem Schildchen mit meinem Namen in der Wartehalle des winzigen Flughafens auf mich. Auf der Fahrt zum Busbahnhof konnte ich schon einen ersten Eindruck der 175.000 Einwohner kleinen Hauptstadt gewinnen. Der nette Taxifahrer kaufte mir sogar mein Busticket nach Bar. Nur bezahlen musste ich die 4,50 Euro selber. Am Busbahnhof kam ich mir ziemlich verloren vor, denn ich war alleine und niemand sprach Englisch. Doch auch auf der Busbahnhof entschädigte die Landschaft alles. Es war einfach nur atemberaubend. Ich liebe diese hohen Berge und den Shkoder-See. Dieser gehört zur Hälfte zu Montenegro und zum anderen Teil zu Albanien. Trotzdem war die Fahrt nicht besonders entspannend, denn ich hatte total Angst meine Haltestelle zu verpassen. Ich stieg dann einfach an einem Busbahnhof aus und wurde auch sofort von Anna- Erica, meiner finnischen Mitbewohnerin begrüßt. Gemeinsam fuhren wir dann mit dem Taxi zu meinem neuem zuhause. Anders als es im Vertrag geschrieben steht, wohnen wir in einem Appartement, natürlich ohne Gastfamilie. Was machen ich jetzt nur mit meinem Jena- Buch als Gastgeschenk?
Die Wohnung ist insgesamt ziemlich groß. Es gibt zwei Schlafzimmer, ein kleines Bad, eine kleine Küche und ein Esszimmer mit Sofa. Vorhin habe ich festgestellt, dass Anna sogar einen Fernseher hat, den ich natürlich mitbenutzen kann. Wir wohnen in einem Viergeschosser, in einer Art Winzerla- Siedlung. Jedoch stehen hier nicht so viele Häuser und sie sind alle weiß. Wir gingen dann noch mal kurz in die Stadt, um Essen zu kaufen und eine Pizza zu Essen. Das Restaurant war wirklich sehr schick und es war auch sehr angenehm um draußen zu sitzen. Und das schönste war, dass dann ein kleiner Igel vorbeigelaufen kam.
Ich habe nun zum ersten Mal in meinem Leben ein Dachfenster. Welches ich mir eigentlich immer gewünscht habe, doch zeigten sich in der Nacht sofort die Nachteile, denn der Regen prasselte sehr laut auf mein Fenster. Zudem war es in der Wohnung ziemlich warm, sodass ich mein Fenster geöffnet hatte, bis ich irgendwann riesige Tropfen auf meinem Gesicht spürte. Trotzdem schlief ich eigentlich recht gut, auch wenn es die ganze Nacht geregnet hatte.
Heute musste ich dann schon um 8 Uhr aufstehen, denn es begann auch gleich mein Arbeitstag im Kindergarten. Gottseidank ist Anna da, die gemeinsam mit mir dort arbeite und schon ein bisschen serbisch spricht, denn sie ist schon seit Juli hier. Der Kindergartenalltag läuft hier im Gegensatz zu Deutschland anders ab. Zwar ist die Gruppe bei 10 Kindern recht klein, trotzdem war es fast immer laut und sie mussten sich auf 2 Räume verteilen, wobei der eine wirklich klein ist. Da es heut auch den ganzen Vormittag geregnet hatte, gingen wir auch nicht raus. Deswegen waren die Kinder meiner Meinung nach sehr aufgekratzt und voller Energie. Das war wirklich anstrengend, vor allem weil ich gerne mit ihnen reden würde, aber ich kann echt fast nichts sagen. Nach dem Mittag wird sich hier auch nicht die Zähne geputzt und Mittagsschlaf gibt es auch nicht, sodass das eine Mädchen am Nachmittag einfach einschlief und es schwer war sie zu wecken. Um 3 Uhr wird der Kindergarten auch schon wieder geschlossen, so dass wir dann noch kurz eine SIM- Karte und Guthaben für das Internet kauften, welches ich dann von zu hause aus nutzen kann.
Seitdem haben wir eigentlich nur noch gegessen, ich habe meine viel zu vielen Sachen ausgepackt und schreibe nun seitdem.
Ich habe das Gefühl, dass ich pro Tag ein Wort erlernen werde. Heute ist es „Ruka“, also Hand.
Bis bald. Hab euch lieb

Freitag, 12. September 2008

erste Herausforderung

Überraschend werde ich nun doch nicht vom Flughafen abgeholt. Das wird wirklich die erste Herausforderung auf einer fremden Sprache mein Taxi zu finden, zum Busbahnhof zu fahren, dort den richtigen Bus nach Bar zu finden und letztendlich wieder das richtige Taxi zu meinem neuen zuhause zu finden.
Aber im Moment freue ich mich alles hoffentlich zu finden.
Zudem sollte ich gründlicher meine Verträge lesen, denn ich habe gestern festgestellt, dass ich doch in einer Gastfamilie wohnen werde. Und mein Zimmer werde ich mir mit einer Schwedin teilen. Einerseits freue ich mich auf eine Gastfamilie, aber ich habe auch Angst, dass wir nicht gut miteinander leben können. Aber ich bin frohen Mutes.

Mittwoch, 10. September 2008

Endlich darf ich offiziel ausreisen

Denn von Sonntag dem 7. September bis zum Dienstag fand mein Ausreiseseminar in Erfurt statt.
Dieser Sonntag begann für mich schon relativ früh, denn zum Abschied lud ich noch einmal zum großem Brunch. Es war wirklich lecker, doch innerlich war ich schon wirklich gespannt, was mich in Erfurt erwarten würde
So fuhr ich nun nachmittags mit dem Zug nach Erfurt und hoffte inständig andere Freiwillige schon im Zug kennenzulernen, damit ich nicht alleine zur Jugendherberge fahren muss. Stattdessen traf ich erstmal Moritz am Westbahnhof, der auf dem Rückweg nach Rostock war.
Am Erfurter Bahnhof traf ich tatsächlich Carina, eine Freiwillige, die ihren EFD in der Türkei verbringen wird. Gemeinsam fuhren wir dann zur Jugendherberge, die sich irgendwo in einemVillenviertel befand. Schon vor der Tür lernten wir dann noch andere Ausreisewillige und konnten nun unsere Zimmer beziehen.
Zunächst folgte das übliche Kennenlernprogramm, geleitet von unseren Teamern Astrid und Paul (ehrlich gesagt, weiß ich den Namen im Moment nicht, deswegen habe ich mir erstmal einen ausgedacht). Dabei erhielt dann auch ich endlich meine offizielle Einladung zum Seminar, welche klugerweise gleich an die Jugendherberge geschickt wurde.
Nach dem nicht besonders leckeren Abendessen, den es gab Kohlrohlade, die es schon einmal zum Mittag gab, fing nun das Seminar endlich richtig an. Wir erhielten wirklich nützliche Tipps und Information zum Thema Versicherung und Krankheitsfall.
Als Abendunterhaltung entschied ich mich, gemeinsam mit einigen Anderen mal wieder "Lauberge Espagnol" zu gucken, was noch mal eine tolle Motivation für das Auslandsjahr lieferte.
Danach gingen die meißten von uns relativ früh schlafen, denn außer mir und einer Erfurterin hatten alle eine lange Anreise. Als ich dann endlich in meinem Bett lag, spürte ich die Nachteile einer Jugendherbe und einem Sechsbettzimmer. Mein Bett war extrem hart und ich hatte Hunger und konnte nicht einschlafen und ich glaube einigen Andere fühlten das Gleiche.
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen begann das Seminar schon um neun Uhr. Zunächst wurde uns der Freiwilligendienst und seine Organe vorgestellt und zu weiteren Themen gearbeitet. Nach dem Mittag nutzten Felizitas, Natali und Hilde die freie Zeit um in dem Park die Sonne zu genießen. Am Nachmittag folgten weitere Vorträge bzw. Gruppenarbeit und ich freute mich schon wieder auf das Abendessen. Am Abend wollten wir auch endlich mal das Nachtleben von Erfurt kennenlernen und verbrachten die meißte Zeit in der Engelsburg. Da ich an diesem Abend sehr müde war, konnte ich diesmal auch sehr gut schlafen. Trotzdem waren ich und alle anderen am nächsten Morgen extrem müde, sodass wir ersteinmal den "Muffinman"-Song singen mussten. "Do you know the muffinman, the muffinman, do you know the muffinman?..."
Um ca. 15 Uhr endete das Ausreiseseminar, sodass wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof machten.
Insgesamt muss ich sagen, dass ich so ein Ausreiseseminar extrem wichtig finde, denn nun freue ich mich richtig endlich nach Montenegro zu reisen und die Herausforderungen anzunehmen. Außerdem fand ich den Erfahrungsaustausch mit den anderen Freiwilligen toll, denn ich muss festellen, dass die "Eurowekstatt" wirklich viel für mich organisiert hat. Ich hoffe, dass ich auch die Erfahrungen, der anderen Teilnehmer des Seminars lesen kann, denn ich finde es toll wo es uns so überall hinverschlägt: Rumänien, Bulgarien, Slovakei, Island, Ungarn, Türkei, Großbritannien, Irland, Frankreich, Spanien, Holland,Polen und Griechenland. Ich wünsche allen Freiwilligen und auch denjenigen, die schon seit einigen Wochen in Peru, Nicaragua und Tansania sind die tollsten Erfahrung und jede Menge Spaß. Und mir natürlich auch, denn ich werde nun doch schon etwas aufgeregt und bin gespannt auf Sonntag, wenn dann mein Freiwilligendienst offiziell beginnt.