Mittwoch, 15. Oktober 2008

Tolle Männer in knappen Badehosen...

...sah ich mal wieder in Budva. Im Durchschnitt habe ich jetzt einmal pro Woche Budva besucht,
allerdings war ich ja auch innerhalb von acht Tagen dreimal dort. Auf jeden Fall war mal wieder Vaterpolozeit in Budva, sodass Anna und ich die Chance nutzten am Dienstag mit dem Bus zu den gutaussehenden Männern zu fahren. Es spielten die Teams aus Budva und Herceg Novi gegeneinander. Ich liebe die Atmosphäre bei den Spielen. Es ist eigentlich wie beim Fussball oder Basketball: Fangesänge und die üblichen Rivalitäten, jedoch kann ich mir nicht vorstellen, dass es beim Vaterpolo jemals zu Ausschreitungen kommt.
Apropos Ausschreitungen. Seit Montag finden in ganz Montenegro Demonstrationen der serbischen "Nationalisten" statt, die sich aber zumindestens hier in Bar nur durch ein kleineres Treffen mit großem Fahnengeschwenke äußerte. Im Fernsehen sahen wir dann Montagabend, dass es zu großen Kundgebungen in der Hauptstadt kam. Von Mami erfuhr ich heute, dass die Demonstrationen in Podgorica noch andauern und sich in Ausschreitungen gewandelt haben. Ich habe davon ehrlich gesagt gar nichts mehr mitgekriegt aber ich werde heute Abend mal Nachrichten gucken. Der Grund für all die Aufregung liegt darin, dass Montenegro den Kosovo nun als Staat offiziell anerkennt, worüber Serbien nicht sehr erfreut ist. Ihrer Meinung sollte Montenegro neutral sein, denn schließlich bildeten sie 88 Jahre ein Staatseinheit. Seit 2006 verlor Serbien also zwei Gebiete. Im Moment kann ich mir zum Kosovo noch keine Meinung bilden. In einigen Monaten werde ich mir mal ein Geschichtsbuch aus der Bücherei ausleihen und mich über die Geschichte Serbiens und Kosovos informieren.
Zurück zum Wasserpolo...
Das Spiel war wirklich spannend, denn es endete 8 zu 8. Die meisten Fans kamen natürlich aus Budva und hofften, dass ihre Mannschaft doch noch ein Tor „wirft“ und waren außer sich vor Aufregung. So etwas liebe ich, obwohl ich für die andere Mannschaft war.
Ich trug gestern auch zum ersten Mal mein Glücksarmband, welches mir Maria zum Abschied geschenkt hatte. Danke! Denn es brachte uns wirklich Glück für die Heimreise. Denn leider fährt der letzte Bus nach Bar zwanzig nach acht und das Spiel begann erst 20.00 Uhr. Uns blieb also nichts anderes übrig als zu trampen. Es hielten nicht nur viele Autos, wir fanden sogar eine Mitfahrgelegenheit bis nach Bar. Noch dazu fuhr er wirklich sicher und kannte auch noch die ehemaligen Freiwilligen aus Portugal, denn seine Kinder besuchten ebenfalls den Kindergarten von meiner Organisation. So konnte ich dann gestern Abend glücklich, zufrieden und früh genug einschlafen. Und wenn alles klappt fahren wir am Wochenende nach Kotor und sehen ein Vaterpoloturnier. Oh das wird schön!
Leider verläuft die Arbeit nicht so schön wie die Freizeit, denn bis jetzt war die Woche im Kindergarten ausgesprochen chaotisch und aggressiv. Irgendwie ist es diese Woche schlimmer als zuvor. Ich habe das Gefühl, dass der eine Junge die anderen mit seiner Gewaltbereitschaft ansteckt. Ich weiß, dass keine Kind böse ist, aber wahrscheinlich bekommt er es genauso zuhause vorgelebt. Sein Vater ist im Gefängnis und seine Mutter wird auch schnell laut. Also keine gute Ausgangssituation. Und wie sollen wir das in den paar Stunden im Kindergarten ändern? Gestern hat mich dann ein anderer Junge gebissen. Zwar nur ausversehen, denn das Ziel seines Attentats war Dino, der Gangstersohn. Zum Glück war ich dazwischen, denn sonst hätte er geblutet und nicht ich. Ich würde ihnen ja gerne erklären warum sie aufhören sollen, aber wie ohne Sprachkenntnisse? Über jede Minuten, die ich die Kinder beschäftigen kann, bin ich froh, aber wir können ja nicht den ganzen Tag Kartoffeldruck machen oder mit Wasserfarben malen. Das erinnert mich darin, dass wir noch ein paar Vorlagen für morgen zeichnen sollten, die die Kinder dann ausmalen können. Was die Kinder aber wirklich lieben ist das Klavier. Aber wenn alle auf einmal auf die Tasten hauen will man sich einfach nur die Ohren zuhalten. Aber ich habe es heut geschafft, dass alle nacheinander „spielen“ und es wäre schön, wenn ich ihnen auch ein kleines Stück beibringen könnte. Und ich hoffe wir werden irgendeinen Weg finden, die Gewaltbereitschaft zu senken.
Eine weitere Sache, die mich stört sind meine Lernerfolge mit der Sprache. Ich lerne zwar jeden Tag ein paar neue Wörter, aber wir haben niemanden, der uns die Grammatik erklären kann und eigentlich kann man hier in Montenegro sehr gut mit Englisch überleben. Es wundert mich nicht, wenn man für 20 Jahre in einem Land lebt und noch immer nicht die Sprache kann.
Deshalb beschlossen wir letzte Woche einfach in eine Schule zugehen um dort einen Englischlehrer zu finden. Vielleicht kennt er interessierte Schüler, die Lust haben ein bisschen Englisch zu lernen und uns dafür serbisch beibringen möchten.
Heute setzten wir dann unseren Plan in die Tat um und gingen nach der Arbeit in die Schule. Diese weiterführende Schule sieht zumindestens von außen sehr neu und freundlich aus. Ich sprach dann einfach die erste Lehrerin an, die uns entgegen kam. Zufälligerweise war es die Direktorin. So konnte sie uns sagen, dass wir in einer halben Stunde wieder kommen sollten, denn dann ist Pause, in der wir mit der Englischlehrerin reden könnten. Um die Zeit zu überbrücken tranken wir Capuccino und ich fragte mich, wie wir die Englischlehrerin erkennen sollten. Es stellte sich dann heraus, dass die Direktorin auf uns wartete um uns zum Lehrerzimmer zu führen. Zufälligerweise arbeitet eine Frau aus unserem Yogakurs in der Schule und war genauso überrascht wie wir sie zu sehen. Sie ist bestimmt eine beliebte Lehrerin, soviel wie sie immer beim Yoga erzählt. Nach kurzer Zeit trafen wir dann endlich die Englischlehrerin und erläuterten ihr unser Anliegen, welches sie dann immer gleich der Direktorin übersetzte. Sie war wirklich sehr nett und lud uns ein an ihrem Unterricht teilzunehmen. Das war eine wirklich tolle Erfahrung, einen Einblick in den Schulalltag zu bekommen. Insgesamt besuchen 1000 Schüler diese „Wirtschaftsschule“ und werden später im Tourismusbereich arbeiten oder studieren. Die große Zahl der Schüler zeigt sich dann auch in den Klassen, den meistens lernen ca. 40 Jugendliche zusammen. Das Notensystem reicht hier von eins bis fünf, wobei eins die schlechteste Note ist. Die Klasse, die wir besuchten, schrieb letzte Woche einen Test. Er fiel nicht besonders gut aus. Für die 15-jährigen Schüler war es sicher auch eine schöne Stunde, denn die Lehrerin unterhielt sich eigentlich die meiste Zeit mit uns, so dass sie sich den Rest der Stunde schminken konnten. Aber es gab auch einige interessierte Schüler, die ihre Englischkenntnisse ausprobieren wollten.
Mein Name ist jetzt in der Schule „Franc“, denn er ist wohl einfacher zu merken. Es wäre sicher auch eine gute Idee, den europäischen Freiwilligendienst vorzustellen und Werbung dafür zu machen, denn ich denke nicht, dass die Schüler schon jemals davon gehört haben. Aber ersteinmal abwarten, ob sich die Lehrerin bis nächste Woche meinen Namen merken kann und vielleicht gibt es dann auch ein paar interessierte Schüler, die uns serbisch beibringen wollen. Ich werde berichten. Bis dahin. Hab euch lieb

1 Kommentar:

Steffita hat gesagt…

Hey Franc. Sitz grad im Buero und lese interessiert deinen Beitrag. Die Jungs in den knappen Hoeschen sind aber was fuers Auge. Meine Herren... So einen kannst du doch i 5 Monaten mit nach Deutschland bringen. Da haette, glaub ich, niemand etwas dagegen. Ich ueberlege jetzt auch, einen Yogakurs zu machen, allerdings gibt's hier jeden Bewegungssport im Fitnessstudio nur mit Tanz und der liegt mir ja bekanntlich nicht besonders. So ich geh jetzt erst mal Siesta machen und Princesa Mancora fuettern. Ciau