Montag, 22. September 2008

Die nächsten Europameister im Paartanz kommen aus Montenegro

Dies ist nun die Zusammenfassung von Freitag bis Montag.

Freitag 19.09.2008

Diesen Freitag verlief es im Kindergarten wirklich ruhig. Dies lag daran, dass Billiana, die Kindergärtnerin, ihre Abschlussprüfung in der Uni hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich studiert, denn die einzige Uni des Landes befindet sich in der Hauptstadt Podgorica. Auf jeden Fall sprang Ivana, die Chefin meiner Aufnahmeorganisation ein. Sie strahlt einfach eine unglaubliche Autorität bei den Kindern aus. So ruhig war es die ganze Zeit nicht. Allerdings finde ich es eigentlich in Ordnung, wenn Kinder Kinder sein dürfen und auch mal kurz lauter werden oder miteinander kämpfen. Aber so wie sie sich sonst benahmen finde ich es auch nicht gut. Nicht mal Billiana kann sich richtig durchsetzen. Das gute ist, wir können viel verändern. Aber nicht nur das es ruhiger war, auch die Kinder waren freundlicher und es scheint als fassen sie langsam Vertrauen. Aber erst mal abwarten, wie es nächste Woche verläuft. Seit 2 Wochen besucht auch ein russischer Junge den Kindergarten. Ich denke, für ihn ist es auch ziemlich schwer, denn er spricht die Sprache auch nicht bzw. spricht er immer russisch. Er war bis jetzt immer sehr aggressiv gegenüber uns und den anderen Kindern und hatte seine eigene kleine Show. Aber am Freitag spielte er kurz mit mir und war sogar bereit Spielzeug zu teilen. Und ich glaube er freundet sich langsam mit Nina an. Es war fast wie ein Erfolgserlebnis.
Um 15.00 Uhr hätten wir dann eigentlich gehen können, aber es sollte noch eine Frau kommen, um uns eine CD für die „Manifestation“ geben. Die sogenannte Manifestation ist eine Art Konzert für Kinder anlässlich des Weltkindertages am 20.November. Aber fragt mich nicht, warum dies jetzt stattfindet. Auf jeden Fall warteten wir bis 16.00 Uhr und beschlossen dann einen Zettel zu hinterlegen.
Und dann kam mein Heimweh wieder zurück. Besonders als mich Petra anrief, um mir zu berichten, dass Dorina gut in Chile angekommen ist. Mitten im Supermarkt musste ich schluchzen.
Anna und ich waren beide ziemlich müde, sodass wir beschlossen eine DVD auszuleihen. So schauten wir dann „Sweeney Todd“. Allerdings sind die DVDs hier alle selbstgebrannt. Deswegen dauerte der Film auch nur eine Stunde. Ich habe fast nichts verstanden, obwohl er auf Englisch war. Aber auch Anna, die ein Jahr in den USA lebte, verstand nichts. Außerdem wurden uns die entscheidenden Szenen vorenthalten. Ich muss ihn noch mal in Deutschland gucken und mir die Filmmusik kaufen, denn die war wirklich toll. Ich wollte dann noch unbedingt „Sex and the City“ als Film gucken, denn den habe ich Deutschland verpasst. Er war so schön, dass ich ihn am Samstag gleich noch mal geschaut habe. Und es war bestimmt nicht das letzte Mal.

Samstag 20.09.2008

Am Samstag mussten wir schon um 8.00 Uhr aufstehen, um die Bühne für die „Manifestation“ zu dekorieren. Wir trafen auch Billiana vor dem Haus der Kulturen, wo die Veranstaltung stattfinden sollte. Ich hätte noch 25 Minuten länger schlafen können, denn erst dann erschien Ivana, um uns aufzuschließen und zu helfen. Zudem gab es noch einige andere Helfer. Neben Ivanas Mutter, die mir immer gerne ihr deutsches Fremdsprachenwissen präsentiert, halfen auch ein paar Mädchen beim Aufblasen der schier endlosen Luftballons. Ich wusste, dass ich sie ansprechen sollte, denn das war die beste Gelegenheit jemanden von hier kennenzulernen. Nach einiger Zeit sprach ich sie dann tatsächlich an und ich bin wirklich froh, dass ich das gemacht habe. Zum Glück konnten sie alle Englisch. Auf jeden Fall habe ich nun 2 Handynummern und kann mich melden, wenn mir langweilig ist. Ich denke, ich werde das nächste Woche tun, wenn ich den alten Teil von Bar besichtigen werde.
Nach der Dekoration der Bühne durften wir zum Friseur. Denn ein Sponsor der „Manifestation“ ist das „Studio Magic“. Ich war wirklich gespannt, was sie mit meinen Haaren anstellen würden und wie wir kommunizieren sollten. Nach bestimmt zehnminütigem Haarewaschen saß ich dann endlich auf dem Frisierstuhl. Gottseidank rief mich Ivana an, um mich zu fragen, was für eine Frisur ich möchte, damit sie das der Friseurin erläutern konnte. Sie entschied sich dafür, dass meine Haare glatt werden sollen und ich bin ihr sehr dankbar. Ich liebe glatte Haare! Ich denke, es war bestimmt nicht das letzte mal, dass ich diesen Friseur besucht habe.
Um 18.00 Uhr startete dann endlich die Manifestation. Nachdem unsere Kinder ihren großen Auftritt hinter sich gebracht hatten, durften auch Anna und ich den Rest der Show im Publikum verfolgen. Billiana und ihre Schwester versuchten uns die wichtigsten Sachen zu übersetzen und zu erklären. Das beste an der Show war, dass auch einige Folkstänze aufgeführt wurden. So zum Beispiel Montenegros berühmtester Tanz und einige Südserbische Tänze. Das war wirklich toll, denn manche verbanden auch Bauchtanzelemente in ihre Tänze. Zudem tanzten einige Kinder perfekten Paartanz. Meiner Meinung nach könnten sie bei den nächste Europameisterschaften im Paartanz teilnehmen. Wer weiß auf wie viel sie verzichten müssen.
Nach der Show lernte ich dann noch Ivanas Schwester, die berühmteste Journalistin der Stadt- sie erinnerte mich an Rita Kimmkorn aus Harry Potter- und die falsche Frau Dabovic kennen. Nun bin ich wieder auf der Suche nach der richtigen Familie Dabovic, die Verwandtschaft in Deutschland hat.

Sonntag 21.09.2008

Heute wollten Anna und ich Budva besichtigen. Diese Küstenstadt ist eine der touristischsten Gegenden in Montenegro. Wir fuhren also für 3 Euro eine Stunde mit dem Bus an der malerischen Küstenstraße und hatten einen tollen Blick auf das Meer.
Budva ist wie ein kleines Dubrovnik. Man zwängt sich also mit vielen Touristen durch die vielen kleinen, süßen Gassen und kann dabei viel Unsinn, aber auch schöne Schuhe kaufen. Das Highlight dieser Stadt war für mich allerdings die orthodoxe Kirche. Ich habe noch nie eine besichtigen können, weshalb mich die farbenfrohe Ausstattung sehr überraschte. Auch wenn Budvas Altstadt sehr schön ist, konnte ich nicht richtig genießen. Denn wie schön wäre es, wenn ihr dabei gewesen wärt.
Unsere Rückfahrt lenkte mich zum Glück wieder ab. Denn wir entschieden uns zu trampen. Falls wir keine Mitfahrgelegenheit finden sollten, hätten wir immer noch den Bus nehmen. Doch wir hatten Glück. Zuerst fuhren wir mit Boris, der schon als Tennislehrer in der Bundesliga in Hagen gearbeitet hatte. Ich war mir nicht sicher was ich ihm glauben sollte und was nicht, aber er sprach gut deutsch. Freundlicherweise hielt er dann noch an einem Aussichtspunkt und fotografierte uns vor der Hotelinsel Sveti Stefan. Hier war dann die erste Fahrt auch zu Ende. Doch nach ein paar Minuten saßen wir im Auto eines Jungen Mannes, der leider kein Englisch sprach und wir ja noch kein serbisch. Aber er war auch ganz nett. In Sutomore machten wir uns dann erneut auf die Suche und fanden schließlich jemanden, der uns bis nach Bar fuhr. Soweit wir es richtig verstanden haben, ging er danach in den Irish Pub „etwas“ trinken. So roch und sah er auch aus. Aber wir leben noch und es war eine tolle und lustige Erfahrung.

Montag 22.09.2008

Bis jetzt hasse ich den Tag. Er war grauenhaft. Er fing schon schlecht am Morgen an, denn am Morgen habe ich meistens großes Heimweh. Und die Kinder waren heut einfach nur schrecklich. Sie schrieen die ganze Zeit und wollten nicht hören. Zur Ablenkung gingen wir mit ihn in den winzig kleinen Garten hinter dem Kindergarten, doch auch das half nicht viel, denn einige von ihnen verschwanden durch die Büsche und Anna und Billiana mussten ihnen hinterher rennen, während ich auf den Rest aufpasste. Zudem hinterließen sie ein riesiges Chaos in dem kleinerem Zimmer. Ich war wirklich nicht bereit das aufzuräumen. Es dauerte ganze zwei Stunden, bis sie endlich anfingen auszuräumen. Und ich hasse es zu schreien. Ich glaube ich war noch nie zuvor so laut. Ich will eigentlich gar nicht laut sein. Das brachte mich echt zum Verzweifeln. Nicht mal Billiana konnte sich durchsetzen. Ich war am Ende echt an dem Punkt, wo ich dachte „Ich will hier weg!“. Aber ich will noch nicht aufgeben. Wenn es mir in einem Monat immer noch so schlecht geht, sollte ich wirklich darüber nachdenken, ob ich dafür geschaffen bin. Ich weiß nur, dass ich keine Kindergärtnerin werde und auch keine ausgebildete Pädagogin bin.
Ich hoffe am Abend wird es mir besser gehen. Das montenegrinische Yoga macht wirklich Spaß. Aber mir graut es schon vor morgen.
Bis bald
Und versorgt mich mal mit Welt- Deutschland- und Jenanachrichten.
Vermiss euch

5 Kommentare:

Steffita hat gesagt…

Also wegen den Deutschlandnachrichten: Heute stand gross auf der peruanischen Startseite, dass in Karlsruhe ein Hotel im Stil vom Alcatraz-Gefaengnis eroeffnet wurde, mit Zellen als Zimmer und Angestellten in gestreifter Gefaengniskluft. Das sind die Nachrichten, die die Welt bewegt und Stereotypen ins Leben ruft. Na darauf stossen wir an. Liebe Gruesse aus dem Buero.

ephrosi hat gesagt…

Liebe Franzi, was solls, Du schafts es schon.

Eine ermutigende Nachricht aus Köln: Am Wochenende hat die kölner Bevölkerung ein sog. Anti-Moslen-Kongress durch eine art Aufstand verhindert. Taxi- und Busfahrer weigert sich den Nazis zu transportieren, Hoteliers setzten die Nazis aus dem Ausland vor der Tür, Gaststätten weigerten sich die Nazis zu bedienen und.. über 10.000 Personen blokierten die Straßen de Innenstad so das die Nazis nicht zum Veranstaltungsort duchgekommen sind. TOLL was?

Liebe Grüße

Papi

Opa hat gesagt…

Hallo Franzi,

das ist erst mal ein Test von mir und Opa- keine Ahnung, warum das nicht geht...

Opa hat gesagt…

So... zum zweiten... ich habe für Opa jetzt geschrieben... antworte ihm mal, schick Photos- und wir haben Dich lieb...

Unknown hat gesagt…

Ach Franzi,
nimm doch einfach mal so ein quereliges Kind an die Hand und halte es fest. Konsequent und lieb zugleich. Und sag nichts. Laut werden, das ist meiner Meinung die letzte Waffe. (Ich hab genau diese Erfahrung mit meinem Neffen gemacht, damals wahnsinnig anstrengend und verzogen, heute so lieb)
Lisa meint: dann erst recht leise werden.
Kämpf noch ein bischen, bitte, Du wirst es doch schaffen. Weil, ich glaub an Dich. Was die Sprache selbst betrifft, nee, Russisch ist leider nicht gleich Serbisch. Und dann hast Du's auch noch wärmer? Wenn das nicht überzeugt. Ich grüß Dich ganz lieb
grete alias dAS